Trump-Berater deutet erste und heikle Positionen im Nahost-Konflikt an.
Tel Aviv. Israels konservativer Regierungschef, Benjamin Netanjahu, ist zuversichtlich, dass die bilateralen Beziehungen unter US-Präsident Trump „neue Höhen“ erreichen. Er bezeichnete den Wahlgewinner als „wahren Freund“ Israels. Auch Staatspräsident Reuven Rivlin gratulierte und versicherte Trump, dass Israel den USA zur Seite stehe.
Mahmoud Abbas, der Palästinenserpräsident, sagte, er hoffe, dass zu Amtszeiten Trumps Friede in Nahost real werden könne. Da könnte er sich täuschen: Ein Berater Trumps, Jason Greenblatt, sagte am Donnerstag im israelischen Armeesender, dass Trump als Präsident mit israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland kein Problem habe – sie seien jedenfalls kein Friedenshindernis.
Das Verhältnis zwischen Netanjahu und Obama war schlecht. Für Trump ist der Israeli ein „großartiger Regierungschef“, „Gewinner“, „fantastischer Mann und Führer“, wie er wiederholt verlauten ließ. Das ist seltenes Lob in den Ohren Netanjahus. Allerdings meinte Trump 2015 in einem Interview, dass er die Hauptverantwortung für Fortschritte im Friedensprozess bei Israel sehe. Viel werde von Jerusalem abhängen, und davon, zu „welchen Opfern“ Israel bereit sei. Er werde „eine neutrale Position“ einnehmen, sagte Trump, aber widersprach sich umgehend mit dem Sager: „I love Israel!“
US-Botschaft in Jerusalem?
Konkret will Trump derweil die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, den Regierungssitz, umziehen lassen. Damit machte er sich Jerusalems Bürgermeister, Nir Barkat, zum Freund, der Trump zu einem Besuch einlud. Als Hauptstadt Israels ist Jerusalem international nicht anerkannt. (kna)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2016)