Österreich, der Handel mit den USA und Donald Trump

Wirtschaftliche Kooperation verhindert das politische Auseinanderdriften.

Es ist vollbracht. Ein Wahlkampf, der für die meisten Europäer mehr als befremdlich war, ist mit einem überraschenden Ergebnis zu Ende gegangen. Die Intensität und vor allem der Stil dieses Präsidentschaftswahlkampfes haben dabei oft die Grenzen dessen überschritten, was wir Europäer gewöhnlich für guten Geschmack halten.

Als kleine Randbemerkung sei darauf hingewiesen, dass es sich dabei immerhin um die Wahl des mächtigsten Politikers der Welt handelte und wir Österreicher im Zusammenhang mit Wahlen erst einmal vor der eigenen Türe kehren sollten. Auch unser Bundespräsidentenwahlkampf mit seinen beiden Verlängerungen lässt einen eklatanten Mangel an politischem Stil erkennen und es gibt einige Parallelen zur Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft wie auch zur Verhärtung der Fronten zwischen den politischen Lagern.

Dies- wie auch jenseits des Atlantiks ist es die Wirtschaft, die unter der Spaltung einer Gesellschaft leidet, wenn der politische Fokus sich auf gegenseitiges Verhindern richtet und nicht mehr die Gemeinsamkeit im Vordergrund steht.

Die Reaktion an den Börsen auf den Wahlsieg von Donald Trump zeigt, wie unerwartet auch die Wirtschaft das Ergebnis getroffen hat, die nun mit einem US-Präsidenten konfrontiert ist, der in seinem Wahlkampf zu vielen internationalen Wirtschaftsthemen kaum Farbe bekannt hat. Die Ankündigung, Handelsabkommen aufzukündigen und neu zu verhandeln, ist irritierend.

Was die Zahlen besagen

Die transatlantischen Handelsbeziehungen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, um auf beiden Seiten des Atlantiks den Wohlstand zu sichern. Die Basis dafür sind weltanschauliche Gemeinsamkeiten. Die USA sind die mächtigste Nation der Welt, die ihre Werte mit uns teilt. Das allein wäre schon Grund genug, die Zusammenarbeit zu pflegen. Doch allein schon eine nüchterne Betrachtung der Zahlen spricht für sich. Österreichs Wirtschaft lebt vom Export. Bei einem BIP von rund 340 Milliarden Euro machten 2015 die Gesamtexporte 131,5 Milliarden Euro aus; mehr als neun Milliarden davon gingen in die USA.

Der Blick auf das Wesentliche

Mit fast sieben Prozent sind die Vereinigten Staaten Österreichs zweitwichtigster Exportmarkt (hinter Deutschland und noch vor Italien und der Schweiz). Im gleichen Zeitraum betrugen die Importe aus den USA nach Österreich 5,25 Milliarden Euro, womit die USA unser drittwichtigster Importeur sind. Sowohl die Exporte als auch die Importe wachsen im zweistelligen Prozentbereich.

Jede Erleichterung des Handels mit den USA schafft oder sichert hierzulande Arbeitsplätze. Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit in Österreich können wir es uns nicht leisten, auf den Abbau von Handelsbarrieren zu verzichten. Dabei geht es natürlich nicht nur um Zolltarife, sondern in starkem Maß auch um die Harmonisierung von Industriestandards, die es vor allem kleineren Unternehmen erleichtern würde, den US-Markt zu beliefern. Die Unterzeichnung von Ceta hat den richtigen Weg gewiesen und wir hoffen, dass TTIP bald folgen wird.

Zeit also, über alle polemischen Argumente hinweg wieder den Blick auf das Wesentliche zu richten und sich die Bedeutung freien Handels wieder ins Bewusstsein zu rufen. Österreich und Europa müssen jetzt mehr denn je aktiv an der Ausgestaltung der Handelsbeziehungen arbeiten und – zumindest auf wirtschaftlicher – Ebene Gemeinsamkeiten stärken. Die Wirtschaft hat die Kraft, das politische Auseinanderdriften zu verhindern und neue verbindende Elemente zu schaffen.

Daniela Homan ist Generalsekretärin der American Chamber of Commerce in Austria

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2016)

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