VdB: Appell an jene, „die mich nicht leiden können“

PK VAN DER BELLEN: ´AKTUELLES´
PK VAN DER BELLEN: ´AKTUELLES´(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Alexander Van der Bellen ist von Trumps Sieg schockiert. Trotzdem versucht er die US-Wahl strategisch für sich zu nützen – und warnt vor einer „blauen Republik“ in Österreich.

Wien. Wer weiß, ob die Wahl in den USA einen Einfluss auf jene in Österreich hat. Vielleicht fühlen sich Wähler von Norbert Hofer nun bestärkt. Der selbst ernannte Gegner des Establishments Donald Trump hat in Washington gewonnen. Wieso also nicht auch in Wien? Möglicherweise hat der Wechsel im Weißen Haus aber auch die Hemmschwelle erhöht, hierzulande einen Kandidaten der FPÖ zu wählen. Vielleicht hat das eine mit dem anderen aber auch nicht viel zu tun.

Alexander Van der Bellen sagt jedenfalls, er sei schockiert gewesen, als er von Trumps Sieg erfahren hat. Nun macht der grüne Hofburg-Kandidat, was taktisch am klügsten ist: Er nützt diesen Wahlausgang für seine eigene Botschaft. Und zwar in ungewohnt angriffiger und leidenschaftlicher Manier: Die US-Wahl sei „ein Weckruf für Europa, aber auch auch für die Bundespräsidentenwahl“. Nach dem Brexit, nach Trump sei „nicht der Zeitpunkt zu sagen: ,Da kann man nichts dagegen tun.‘ Jetzt ist der Zeitpunkt zu sagen: ,Mit mir nicht‘“, meint Van der Bellen. Nun müsse man wählen gehen – „und nicht glauben, es ist alles schon erledigt“. Denn: „Es ist knapp. Jede Stimme kann zählen.“

An wen sein Appell gerichtet sei? „Sicher nicht an den Hardcore-Hofer-Wähler, ihn kann ich nicht überzeugen“, sagt der Kandidat. Aber er wolle jene Menschen zusätzlich motivieren, „die weder Hofer noch mich besonders leiden können“.

In der Bevölkerung gebe es viel Frust, zum großen Teil auch berechtigterweise. „Menschen haben Angst, ihre Arbeit zu verlieren, haben Sorgen um die Zukunft.“ Das müsse man allerdings von bewusst geschürten Ängsten unterscheiden. Hier spricht er den Namen seines Gegners nicht aus, auch nicht, als er direkt vor ihm warnt: „Wenn mein Kontrahent am 4. Dezember die Mehrheit erhalten sollte, kommt die blaue Republik.“ Dann würden auch der FPÖ-Generalsekretär, Herbert Kickl, und Parteichef Heinz-Christian Strache – indirekt oder direkt – an die Macht kommen. „Ich möchte aber nicht, das Österreich das erste westeuropäische Land ist, in dem Rechtsdemagogen die Macht übernehmen.“ Dann wird es sogar „poetisch“, wie es Van der Bellen nennt: „Lassen Sie den 4. Dezember den Flügelschlag sein, der Europa wieder in die richtige Richtung bringt.“

Zur FPÖ: „Don't make me laugh“

Prinzipiell sei Van der Bellen aber zuversichtlich: Am 22. Mai habe er schon einmal den Großteil der Stimmen erhalten. „Wir sind viele, wir sind die Mehrheit in dem Land. Wir dürfen das nur nicht vergessen.“ In Richtung FPÖ, die ihn und seine Anhänger als Establishment bezeichnet, meinte er: „Mehr als zwei Millionen sollen Establishment sein? Don't make me laugh.“ (ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2016)

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