Börsen und Trump: Glaube nicht an "Wandlung vom Saulus zum Paulus"

Experten bleiben mittelfristig vorsichtig über eine Börsenentwicklung unter Präsident Donald Trump.
Experten bleiben mittelfristig vorsichtig über eine Börsenentwicklung unter Präsident Donald Trump.(c) REUTERS/KAI PFAFFENBACH
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Auch wenn Experten eine Jahresendrally an den Börsen nach der Wahl von Donald Trum zum US-Präsidenten für möglich halten, mittelfristig überwiegt die Skepsis.

Vom Börsenschreck zum Anlegerliebling? Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten verzeichnen Aktienmärkte rund um den Globus Gewinne - allen Vorhersagen zum Trotz. Börsianer wetten darauf, dass der 70-jährige Milliardär durch hohe Staatsausgaben die Wirtschaft ankurbelt. Doch das Kursfeuerwerk kann schnell verlöschen, wenn Trump die US-Wirtschaft tatsächlich so abschottet wie angekündigt.

"Im Moment sind die Märkte nur fokussiert auf die Aussicht auf geringere Steuern, Konjunkturprogramme und weniger Regulierung", sagt Marktanalyst Craig Erlam von der Handelsplattform Oanda. Dies hat den US-Standardwerteindex Dow Jones auf ein Rekordhoch getrieben, und manch ein Experte rechnet mit einer Jahresendrally im Dax. Marktanalyst Arne Franke vom Vermögensverwalter BayernInvest traut dem deutschen Leitindex bis zum Jahresende einen Anstieg um rund 800 Punkte auf 11.400 Zähler zu.

Vor allem Firmen aus der Rüstungs-, Bau- und Bankenbranche sind derzeit gefragt. Der Polit-Neuling versprach Banken im Wahlkampf weniger Regulierung, Unternehmen geringere Steuern und öffentlichen Stellen mehr Infrastrukturprojekte. Außerdem will er die Militärausgaben steigern.

Unsicherheit wird groß bleiben

Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz, warnt jedoch vor überzogenem Optimismus. Er sieht vor allem die Pläne zum Aufbau von Handelsschranken als Risiko. "Es wird mehr Sand im Getriebe aller Märkte geben. Ob es nur Sand ist, oder ob es Brocken sind, wird erst die Zeit erweisen." Investoren sollten sich auf Schwankungen in allen Anlageklassen einstellen, rät Portfoliomanager Björn Jesch von der Fondsgesellschaft Union Investment. "So lange sich nicht abzeichnet, in welche Richtung Donald Trump die USA politisch und wirtschaftlich steuert, wird die Unsicherheit an den Märkten hoch bleiben."

Mit dem Wahlsieg des für die Republikaner angetretenen Immobilienunternehmers hatte an den Börsen kaum jemand gerechnet. Doch schon nach wenigen Stunden wich der Schreck über den Wahlausgang und die Börsen drehten ins Plus. "Vor allem die Siegesrede Trumps, in der er tatsächlich Hillary Clinton dankte, dürfte ein Grund für den derzeitigen Optimismus am Markt sein, dass alles nicht so schlimm kommen wird wie vorher vielleicht befürchtet", sagt Commerzbank-Experte Lutz Karpowitz. Allerdings habe Trump in eben dieser Rede auch unseriöse Versprechen gemacht wie die Verdopplung des Wirtschaftswachstums. "Ich glaube nicht an die Wandlung Trumps vom Saulus zum Paulus."

"Wahrscheinlich muss sich Trump den Fakten stellen"

Die Analysten des Vermögensverwalters Amundi sehen dagegen Chancen für eine nachhaltige Aktienrally unter dem künftigen US-Präsidenten. Er werde seine reißerischen Wahlkampf-Versprechen wohl kaum eins zu eins umsetzen können. "Die endgültigen Vorschläge werden realistischer sein und sich weniger auf die Staatsverschuldung auswirken." Ein solcher Trump "Light" könne sich mittelfristig positiv auf das US-Wachstum auswirken. "Wahrscheinlich muss sich Trump den Fakten stellen und zurückrudern", ist sich Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank Group sicher. "Der Freihandel kann so einfach nicht auf den Kopf gestellt werden, ansonsten wäre die US-Wirtschaft selbst stark gefährdet."

(Reuters/Patricia Uhlig)

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