Pensionist getötet: "Jugendliche Täter konfrontieren"

Symbolbild: Gewalttätige Jugend
Symbolbild: Gewalttätige Jugend(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nach mehreren Fälle von Jugendgewalt streiten Experten, wie man mit den Tätern umgehen soll. Jugend brauchen strikte Grenzen, sagt Jugendanwalt Schmid. Polizei und Kameras helfen nichts, so Gewaltforscher Oberwittler.

In Wien stößt ein 17-Jähriger einen Pensionisten die Stiege hinunter in den Tod. In München treten Jugendliche auf einen couragiertern Geschäftsmann in der S-Bahnstation so lange ein, bis er tot ist. Im britischen Loughborough schikanieren Jugendliche die alleinerziehende Mutter von zwei behinderten Kindern über Jahre hinweg, bis sie Selbstmord begeht.

Nach solchen Zwischenfällen werden oft Forderungen wie verschärfte Strafen für Jugendliche, mehr Polizeipräsenz, Verbot von Ballerspielen, dichtere Videoüberwachung laut - doch die Videokameras am Münchner S-Bahnhof haben dem dortigen Opfer auch nicht geholfen. Was tun mit einer scheinbar immer gewalttätigeren Jugend?

"Kameras und Polizei lösen Problem nicht"

Der Gewaltforscher Dietrich Oberwittler vom Max-Planck-Institut hält wenig von solchen Maßnahmen: "Weder Kameras noch Polizei lösen das eigentliche Problem." In Deutschland gehe die Jugendgewalt sogar leicht zurück. "Die ganz überwiegende Zahl der Fälle von Jugendgewalt richtet sich außerdem gegen andere Jugendliche und nicht gegen Erwachsene." Die größte Risikogruppe für extreme Gewalt seien junge Männer zwischen 16 und 24 Jahren.

Oberwittler sieht Mängel in der Erziehung, wo verabsäumt werde, "gewaltfreie Handlungsalternativen" aufzuzeigen. Von einem Verbot von Ballerspielen hält er wenig. "Es gibt keinen starken Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und echter Gewalt."

"Niemand konfrontiert die Jugendlichen"

Der Wiener Jugendanwalt Anton Schmid glaubt nicht, dass die Jugend brutaler wird. Nur fünf Prozent der Jugendlichen - bei Männern etwas mehr - seien gewaltbereit und gewalttätig. Den Jugendlichen fehle die fordernde Unterstützung: "Niemand konfrontiert die Jugendlichen mit dem, was sie tun oder getan haben. Wir sind nicht fähig, diese jungen Menschen zu stoppen und zu sagen: Halt!"

Schmid ortet einen "Kreislauf der Gewalt", der von Familien, Schulen und Beratungseinrichtungen nicht durchbrochen wird. "Dutzende Personen, die dafür meist bezahlt werden, diesen Jugendlichen den Weg in die Gesellschaft zu ermöglichen, scheitern." Jugendliche müssten mit den Konsequenzen ihrer Taten konfrontiert werden. "Wir müssen in der Ausbildung von Jugendpsychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Jugendleitern etc. radikal umdenken."

(BL)

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