Österreich - Irland: Eine schicksalhafte Begegnung

OeFB-TEAMTRAINING IM ERNST HAPPEL-STADION
OeFB-TEAMTRAINING IM ERNST HAPPEL-STADIONAPA/HERBERT NEUBAUER
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Österreich muss heute in der WM-Qualifikation gegen Irland bestehen, nur ein Sieg hilft weiter. Teamchef Marcel Koller fordert Mentalität und Einstellung: „Wir müssen uns wehren.“

Nicht nur hierzulande erstaunt der Fall des österreichischen Nationalteams, auch Irlands Medienvertreter wundern sich darüber. Was sich in den vergangenen zwölf Monaten verändert habe, wollte ein irischer Journalist bei der Pressekonferenz Freitagmittag wissen. Teamchef Marcel Koller antwortet: „Uns ist das Selbstvertrauen abhandengekommen. Wenn du mehr Spiele verlierst als gewinnt, dann ist das so.“

Selbstvertrauen, das hat Koller schon einmal gesagt, sei nicht wie ein Getränk einzunehmen, man müsse es sich erarbeiten. Mit gelungenen Aktionen, über den Kampf, letztlich über Siege. Das ÖFB-Team lechzt nach Erfolg, drei Punkte heute (18 Uhr, live in ORF eins) gegen Irland wären der Aufgabe dienlich. Ob Österreich dieses Spiel nicht gewinnen müsse, fragte ein anderer Reporter von der Insel. Koller möchte seinen Mannen keinen zusätzlichen Druck auferlegen, die Tabellensituation tut dies ohnehin schon, deshalb sagte er: „Wir wollen dieses Spiel gewinnen.“ Der Schweizer erwartet mit Blick auf die bislang letzten Duelle „eine enge Kiste“, in der Qualifikation zur WM 2014 erkämpfte Rot-Weiß-Rot in Dublin ein 2:2, im Happel-Stadion siegte man dank eines späten Treffers von David Alaba 1:0. Am Ende stiegen Österreicher und Irland nicht in den Flieger gen Brasilien, dafür teilte man 2016 das Abenteuer Europameisterschaft.

Die Iren spielten in Frankreich eine bessere Rolle, sie qualifizierten sich für das Achtelfinale und scheiterten eben dort am Gastgeber (1:2). „Sie haben eine gute Entwicklung genommen“, bestätigte Koller, der zugleich darauf verwies, dass die verletzungsbedingten Ausfälle der Stammkräfte Shane Long, Stephen Ward und James McCarthy Positives wie Negatives bewirken, Irlands Spiel unberechenbarer machen könnte. Eine Stunde vor Anpfiff wird die Aufstellung öffentlich gemacht, „dann können wir uns darauf vorbereiten“.

Kratzen, spucken, beißen

Unabhängig von der Startelf der Iren wird es aber ohnehin von größerer Bedeutung sein, „die richtige Mentalität“ in den eigenen Reihen zum Vorschein zu bringen. Österreich muss im übertragenen Sinn das Kratzen, Spucken und Beißen für sich entdecken. „Wir müssen in den Zweikämpfen dagegenhalten und uns wehren.“

Zu einem Schicksalsspiel wollte Koller das Duell mit dem Zweiten der Gruppe D nicht hochstilisieren, nächstes Jahr warten immerhin noch sechs Spiele auf das Nationalteam, sind noch 18 Punkte zu vergeben. „Aber wenn wir unentschieden spielen oder verlieren, wird es natürlich schwieriger.“

Welchen elf Spielern Koller sein Vertrauen schenken wird, ließ der Zürcher traditionell offen. Erwartet wird das Pflichtspieldebüt von Alessandro Schöpf (für den verletzten Junuzović) im offensiven Zentrum, am rechten Flügel könnte Marcel Sabitzer gegenüber Martin Harnik im Vorteil sein. „Wir werden nicht alles auf den Kopf stellen“, betonte Koller, der am Freitag seinen 56. Geburtstag beging. Das schönste Geschenk könnte ihm mit einem Tag Verspätung das Nationalteam machen. „Ich hoffe, wir können feiern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2016)

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