Der weihnachtliche Eis-Kreisverkehr

Weihnachtstraum
Weihnachtstraum (c) stadtwienmarketing
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Im Test. Erstmals kann man nun schon in der Vorweihnachtszeit vor dem Wiener Rathaus eislaufen: Der Weihnachtstraum ist eine hübsche, reduzierte Version des altbekannten Eistraums.

Wien. So viel Aufmerksamkeit wie in diesem Winter hat Josef Popper-Lynkeus wohl schon lange nicht bekommen: Mitten auf der Eisfläche steht die Büste des Sozialphilosophen, umringt von einem Zaun, der sie vor den Eisläufern schützt. Ein kleines Kuriosum dieses neuen Eislaufplatzes in Wien.

Denn erstmals kann man heuer schon in der Vorweihnachtszeit im Rathauspark eislaufen, während nebenan der Christkindlmarkt den Rathausplatz okkupiert. Das Ganze nennt sich Wiener Weihnachtszauber und ist eine nette, kleinere Variante des bekannten Eistraums, der ab Mitte Jänner den gesamten Rathaus- in einen Eislaufplatz verwandelt. Wo sonst nur Pfade durch den Park führen, hat man in diesem Jahr zwei große Eisflächen aufgespritzt, die mit vielen vereisten Wegen – verbunden sind.

Das ist durchaus gekonnt inszeniert, sieht man von der absurd hohen Zahl an Hinweistafeln ab, mit denen die Eisläufer auf die richtigen Wege geleitet werden sollen. Zig Pfeil-Tafeln weisen einem den Weg, an manchen Einfahrten sieht man eine schwarze Hand auf gelbem Untergrund, die „Stop“ signalisiert – genauso, wie man es von den Geisterfahrer-Warntafeln auf der Autobahn kennt. Zudem gibt es Hinweisschilder, in welcher Richtung man im Kreisverkehr fahren möge.

Es geht bergab

Das verwirrt am Anfang mehr als es nützt, während der ersten Runden ist man vor allem damit beschäftigt auszuloten, ob man vielleicht falsch abbiegt. Abgesehen von dem etwas unromantischen Schilderwald im Park ist es hier ausnehmend nett geworden: Die Anlage ist mit gelben Lämpchen beleuchtet, man fährt hier um – ebenfalls eingezäunte – mächtige Bäume herum.

Dass das Eis stellenweise ein wenig holprig ist, kann man verzeihen (sofern man gut genug eislaufen kann): Fast hat man den Eindruck, man würde auf einem zugefrorenen See fahren. Ob der leichten Unebenheiten und der Blätter auf der Eisfläche ist der Rathauspark für absolute Anfänger eher nicht geeignet, auch weil es auf einigen Wegen merklich bergab geht (auch dafür wurden selbstverständlich Hinweisschilder angebracht), was sich natürlich auf das Tempo auswirkt. Aber das ist man vom Eistraum durchaus gewohnt: Hier fährt man im Schnitt schneller als anderswo, was natürlich auch Spaß macht. (Für Kinder gibt es eine kostenlose Übungsfläche.)

Will man hier eislaufen, sollte man Weihnachtsmusik der poppigen Art nicht abgeneigt sein (immerhin am Testtag ohne „Last Christmas“), auf einem Eislaufplatz direkt neben einem Christkindlmarkt wäre alles andere eine Überraschung gewesen. (Und über die Musikauswahl der anderen Eislaufplätze ließe sich ja durchaus auch diskutieren.) Beim Service im Rathauspark gibt es nichts zu klagen: Neben der Kassa kann man sich Schlittschuhe ausborgen, es gibt einen Gastro-Stand, und wer seine Eislaufschuhe nicht über den Christkindlmarkt schleppen will, kann sie in einem der Schließfächer deponieren.

Die andere Seite des Rathausparks wiederum wird als Märchenwelt inszeniert, dort findet man etwa ein altmodisches Karussell, eine Wiese voller Elfen, Lebkuchenmänner und Tiere, die abends – die Kitsch-Toleranzgrenze in dieser Jahreszeit ist bekanntlich erhöht – bunt beleuchtet werden. Dazwischen steht – etwas planlos – ein gigantisches Geschenkpaket, und aus Lautsprechern wünschen einem zwei Stimmen in zig Sprachen jetzt schon frohe Weihnachten.

Dazwischen, auf dem mit 151 Ständen größten der Wiener Christkindlmärkte, ist fast alles beim Alten geblieben. Wer den Markt aber nur als kitschig abtut, tut ihm unrecht. Neben den Ständen mit Lebkuchenherzen und Zuckerwatte in Kübeln (jawohl, in Kübeln!) entdeckt man hier echtes Handwerk: Tiroler Krippenfiguren aus Holz oder, heuer neu, einen Stand mit Produkten aus Olivenholz.

AUF EINEN BLICK

Weihnachtstraum: Ab sofort kann man im Rathauspark neben dem Christkindlmarkt auf 4500m? Fläche eislaufen. Geöffnet täglich 10–21 Uhr. Ticket: 6,50€ (Erwachsene), 4,50 € (Kinder, Senioren). Kostenlose Übungsfläche für Kinder. Schlittschuh- und Helmverleih.

Web:www.wienerweihnachtstraum.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2016)

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