EZB: Donald Trump bleibt eine Gefahr für den Welthandel

EZB-Vizepräsident Vitor Constancio treiben Sorgen um die künftige US-Wirtschaftspolitik um.
EZB-Vizepräsident Vitor Constancio treiben Sorgen um die künftige US-Wirtschaftspolitik um.(c) FREDRIK VON ERICHSEN/AFP/picturedesk.com
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EZB-Vizepräsident Vitor Constancio warnt vor einer "Amerika-Zuerst"-Politik des designierten US-Präsidenten Donald Trump.

EZB-Vizepräsident Vitor Constancio warnt nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten vor zunehmenden Protektionismus. "Der Welthandel, der bereits recht schwach ist, könnte weiter zusammenbrechen und alle offenen Volkswirtschaften treffen, die vom Export abhängig sind", sagte Constancio am Montag auf einer Finanzkonferenz in Frankfurt. Der EZB-Vize riet zudem dazu, die anfängliche positive Börsenreaktion nach der US-Wahl nicht überzubewerten. Der Anstieg der Kurse müsse nicht notwendig dafür sprechen, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft beschleunigt. Die Entwicklungen deuteten auf mehr Wachstum in den USA hin - dies allerdings im Kontext einer "Amerika-Zuerst"-Politik.

Trump hatte während seines Wahlkampfes bereits klargemacht, dass er nichts von einem freien Handel zwischen Europa und den USA hält. Um Arbeitsplätze in den USA zu sichern, soll vielmehr die heimische Wirtschaft stärker vor Konkurrenz aus dem Ausland geschützt und Zölle auf ausländische Waren angehoben werden. Rund um den Globus hatten nach der Wahl dennoch die Börsen - entgegen allen Vorhersagen - Zugewinne verzeichnet. Investoren setzten darauf, dass der Milliardär durch hohe Staatsausgaben der US-Konjunktur weiteren Schub verleiht.

Die langsame Rückkehr der Inflation

Die Wirtschaft im Euro-Raum sieht der Stellvertreter von EZB-Chef Mario Draghi weiter auf Erholungskurs - auch dank der konjunkturfördernden Politik der Notenbank. Constancio rechnet mit einer weiteren Normalisierung der Inflation im Währungsraum. Ab Frühling 2017 werde die Teuerung klar über einem Prozent liegen. Die EZB strebt knapp zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaftsentwicklung an. Im Oktober waren die Verbraucherpreise jedoch lediglich um 0,5 Prozent angezogen.

Sorge bereitet Constancio allerdings, dass die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energiepreise und die Preise für unverarbeitete Lebenmittel herausgerechnet sind, nicht anziehen will. Dies könne auch die Geldpolitik beeinflussen, so der EZB-Vize. Ein Dorn im Auge ist ihm die aus seiner Sicht eher schwache Lohnentwicklung. "Eine befriedigendere Entwicklung der Löhne ist nötig", so der Notenbanker. In einer von Dienstleistungen dominierten Wirtschaft seien Löhne eine entscheidender Treiber für die Preise.

Die EZB entscheidet das nächste Mal im Dezember über ihre Geldpolitik. Beobachter gehen davon aus, dass die Zentralbank ihre monatlichen milliardenschweren Anleihekäufe verlängert und auf diese Weise weiter Geld in die Wirtschaft pumpt und versucht Teuerung und Konjunktur anzuheizen.

(Reuters)

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