Das Nationalteam kann im Testspiel gegen die Slowakei zumindest ein bisschen Wiedergutmachung betreiben. Auch Ex-Kapitän Christian Fuchs kehrt ins Happel-Stadion zurück, seine Position bleibt aber eine Baustelle.
Wien. Ein verkorkstes Länderspieljahr (drei Siege, zwei Remis, sechs Niederlagen) soll einen halbwegs versöhnlichen Abschluss bekommen. Österreichs Nationalmannschaft empfängt heute (20.45Uhr, live auf ORF eins) im Happel-Stadion die Slowakei. Ein freundschaftliches Testspiel gegen den EM-Achtelfinalisten, gegen Europas gehobene Mittelklasse also.
Noch einmal „einen guten Auftritt“, forderte Teamchef Marcel Koller am Ende eines Jahres, in dem nicht alles rundgelaufen sei. Von einem bedeutungslosen Spiel könne keine Rede sein, auch wenn die Slowaken auf sechs Stammspieler, darunter Marek Hamsik (Napoli) und Martin Skrtel (Fenerbahçe), verzichten. „Wir haben die Verpflichtung den Fans gegenüber, die volle Leistung abzurufen.“
Der Andrang der Fans hält sich allerdings in Grenzen. Obwohl eine Karte nur fünf Euro kostet, waren bis Montagmittag nur 13.000Tickets abgesetzt. Zum Vergleich: Der Minusrekord der vergangenen Jahre im Happel-Stadion steht bei 13.500 im März 2010 gegen Dänemark.
Auch leere Tribünen ändern nichts an Kollers Ziel, „ein gutes Ergebnis zu holen“. Damit ist ein Sieg gemeint. Mit welcher Mannschaft dieser gelingen soll? „Wir werden etwas versuchen. Es werden sicher neue Spieler auf dem Platz stehen. Aber locker-flockig alles auf den Kopf zu stellen, das wird es nicht spielen.“ David Alaba ist wieder in der Zentrale vorgesehen, die Außenbahnen der Viererkette könnten Valentino Lazaro (rechts) und Markus Suttner (links) besetzen. Also dort, wo Christian Fuchs die erwartete große Lücke hinterlassen hat. Der zurückgetretene ÖFB-Kapitän kehrt heute in den Prater zurück, er wird für seine 78 Länderspiele geehrt.
Die Länderspielpausen verbringt der 30-Jährige nun meist bei seiner Familie in New York. Dort verfolgte er auch die jüngsten Auftritte seiner Exkollegen, mit dem Teamchef hat er seit seinem Rücktritt am 29. Juni hin und wieder telefoniert. Sein Eindruck der bisherigen WM-Qualifikation: „Das Team steht vor einer schwierigen Aufgabe. Aber man sollte nicht schwarzmalen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Marcel Koller und die Jungs das Potenzial haben, das Ruder noch einmal herumzureißen. Mit mutigen Auftritten und einem starken Willen ist noch alles möglich.“
Für die Misserfolge der vergangenen zwölf Monate hat Fuchs aber auch nur bereits bekannte Erklärungsmuster parat: Verletzungen, eine lange Saison mit etlichen Pflichtspielen, da könne man schon ausgebrannt sein. Die Qualität der ÖFB-Auswahl sei nach wie vor hoch. „Aber die Mannschaft kann sich kaum noch einen Punkteverlust erlauben.“
Seit dem Rücktritt von Fuchs ist die Position links in der Viererkette eine Baustelle – weder Suttner noch Kevin Wimmer konnte überzeugen. Fuchs will sich nicht auf einen Nachfolger festlegen, diplomatisch erklärt er: „Es gibt genug ambitionierte Spieler, die die Position spielen können. Da wird Koller mit Sicherheit die beste Lösung für den jeweiligen Gegner finden.“ Noch aber sucht der Teamchef und sagt: „Wir versuchen alles, um wieder erfolgreich zu sein, wissen aber auch, dass wir Siege nicht bestellen können.“ (joe)
Aufstellungen, Österreich: Özcan; Lazaro, Dragović, Hinteregger, Suttner; Baumgartlinger, Alaba; Harnik, Sabitzer, Arnautović; Hinterseer.
Slowakei: Novota; Pekarik, Salata, Škriniar, Holúbek; Kiss; Bero, Hrosovsky, Sabo, Švento; Duris.
Testspiele im TV: Österreich – Slowakei (20.45 Uhr, ORF eins, live), Italien – Deutschland (20.45, ARD, live).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2016)
