Das ifo hat die Auswirkungen auf die Wirtschaft berechnet, wenn Trump seine Ankündigungen wahr macht und die USA in den Zustand einer Autarkie versetzt.
Das deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut ifo hat ausgerechnet, was passiert, wenn der neue US-Präsident Donald Trump seine wirtschaftspolitischen Wahlkampfversprechen wahr macht und die USA abschottet. Das Fazit der Wirtschaftsforscher: Ein Handelskrieg würde in erster Linie den Vereinigten Staaten selbst schaden: "Für die USA wäre eine Abschottung mit sehr erheblichen Wohlstandsverlusten verbunden“, so Gabriel Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft.
Grundlage ist die Annahme, dass die USA Importzölle von 45 Prozent und nicht-tarifäre Barrieren von 15 Prozent gegenüber allen Handelspartnern erheben - und diese mit denselben Waffen zurückschlagen. „Ein solches Szenario, wie von Donald Trump erwogen, würde die USA in einen Zustand der Autarkie versetzen“, so Felbermayr.
Bis zu minus 9,3 Prozent
Das ifo rechnet damit, dass die US-Wirtschaftsleistung unter diesen Bedingungen um bis zu 9,3 Prozent fällt. Felbermayr fügt hinzu:„Wir halten ein solches Szenario des schlimmsten Falles für unwahrscheinlich. Der Zweck dieser Übung liegt vielmehr darin, die Größenordnung abzustecken und allen Seiten klar zu machen, welch hohe Gefahren in einer handelspolitischen Eskalation liegen“.
Deutschland könnte eine Dämpfung seiner Wirtschaftsleistung bis zu 19 Milliarden Euro oder 0,6 Prozent erleiden. Besonders negativ wäre dieses Szenario für Kanada und Mexiko. Kanadas Jahreswirtschaftsleistung könnte um 70 Milliarden US-Dollar sinken, also um 3 bis 4 Prozent. Mexikos Wirtschaftsleistung könnte sinken um 41 bis 57 Milliarden Dollar, also um 3,7 bis 5,0 Prozent. China hingegen wäre weniger stark betroffen, weil es eine gut diversifizierte Handelsstruktur hat. Die negativen Effekte würden dort zwischen 0,7 und 1,0 Prozent betragen.
Vorteile für Deutschland bei Strafzöllen für China
Etwas geringer würden die Handels- und Wohlstandsverluste ausfallen, wenn nur die USA 45 Prozent Zoll erheben würden, aber niemand sonst. Dann würde die Wirtschaftsleistung der USA aber immer noch um 6,63 Prozent sinken. Sollten die USA nur Mexiko und China mit Strafzöllen belegen, hätte das für Deutschland sogar kleine Vorteile: Diese Politik würde den US-Handel umlenken, sodass Waren und Dienstleistungen aus Deutschland die wegfallenden Importe aus China oder Mexiko teilweise ersetzen würden. „Dieser positive Effekt wäre allerdings sehr gering und bliebe unter 0,1 Prozent. der deutschen Wirtschaftsleistung“, sagt Felbermayr.
Mehr als 1,5 Millionen deutsche Jobs hängen derzeit am US-Geschäft. Rund 2,5 Prozent der deutschen Gesamtbeschäftigung hängen (direkt und indirekt) an Exporten in die USA, was etwas mehr als einer Million Jobs entspricht. Etwa 630.000 deutsche Jobs befinden sich in Betrieben, die von US Firmen kontrolliert werden. Insgesamt hängen also mehr als 1,5 Millionen deutsche Arbeitsplätze am US Geschäft.
(Red.)