Zum 30. Geburtstag der NES hat Nintendo eine Mini-Version der Erfolgskonsole auf den Markt gebracht. "Die Presse" hat den Nintendo-Klassiker getestet.
HTC, Sony, Facebook und viele andere Hersteller wollen ihre User in die virtuelle Welt schicken. Nintendo katapultiert seine Kunden in die Vergangenheit zurück. Und mit großem Erfolg. Am 14. Juli wurde die Nintendo Nes Classic Mini angekündigt und schon binnen weniger Stunden waren alle Kontingente erschöpft und keine Vorbestellungen mehr möglich. Ab dem 11. November war sie dann im Verkauf - zumindest theoretisch. Noch sind ein paar Geräte bei einzelnen Amazon-Händlern jenseits der 200-Euro-Grenze erhältlich. "Die Presse" hat das Gerät getestet und geht der Frage auf den Grund, ob der Hype berechtigt ist.
Vorab sei angemerkt, dass es sich um keine limitierte Auflage handelt. Nintendo hat angekündigt, in den kommenden Wochen zu liefern, um die Nachfrage besser bedienen zu können. Aber wer sich an die Einführung der Wii erinnern kann, weiß, dass ein Verkaufsstart bei Nintendo auch sehr frustrierend sein kann.
Wieso legt Nintendo den Nutzer an die kurze Leine?
Wer mit der Nintendo NES aufgewachsen ist, wird spätestens bei der Melodie von Super Mario Bros. nostalgisch und bei dem Tod durch eine Schildkröte erwacht der alte Ehrgeiz. Je länger man auf die Konsole vielleicht warten muss, umso schneller ist alles angeschlossen. Zwei Kabel, zwei Anschlüsse. Die Kabel werden mitgeliefert. Ein HDMI-zu-HDMI-Kabel sowie ein microUSB-zu-USB-Kabel. Das Netzteil sucht man in der kleinen Verpackung vergeblich. Darauf verzichtet Nintendo. Da aber bereits fast jeder ein Smartphone zuhause hat, sollte auch ein Netzteil vorhanden sein.
Wirklich ärgerlich ist, dass Nintendo bei der Länge der Controller-Kabel derart gegeizt hat. Waren die damaligen Kabel noch wirklich lang, muss man sich von einer gemütlichen Spiel-Session auf der Couch verabschieden. Dafür geht es auf Tauchstation mit dem 55-Zoll großen TV-Gerät - inklusive Flimmern vor den Augen.
Abhilfe schafft man, indem man in den nächsten Fachhandel geht und sich ein entsprechend langes HDMI-Kabel besorgt. Kostenpunkt: ab 5 Euro (3 Meter). Und sich nicht daran stört, dass ein Kabel quer durch das Wohnzimmer verläuft.
8-Bit-Schmetterlinge im Bauch
Die Konsole bietet alles, was das Nostalgiker-Herz begehrt. Statt x-Gigabyte-Downloads und Extrakosten durch Season-Pässe und teuren Zusatz-Ausstattungen, startet die Nintendo-Konsole mit einem Knopfdruck und vor einem öffnet sich das bis zu 30 Jahre alte Nintendo-Universum in (nahezu) unverfälschter Optik.
Die Musik der Nintendo-Klassiker haben definitiv Wiedererkennungswert und auch nach 30 Jahren sind es bei einigen Spielen synthetische Ohrwürmer.
Die Bildausgabe erfolgt in 480p oder 720p bei einer Bildwiederholrate von 60 Hertz. Angezeigt werden die Spiele wahlweise in 4:3 (früherer Standard), in Original-Auflösung oder mit einem CRT-Filter, wodurch das Bild eines alten Röhrenfernsehers emuliert wird.
Die Einfachheit der Konsole macht ihren Reiz aus. Es zeigt, dass es für pures Spielvergnügen gar nicht viele Zutaten braucht. Lediglich der Controller ist eine schmerzvolle Reise in die Vergangenheit. Schnell werden Erinnerungen an schmerzende Daumennägel und angehende Sehnenscheidenentzündungen wach.
FAZIT: Für 70 Euro ist die Nintendo Mini Nes Classic ein Schnäppchen. In einen zweiten Controller, der für zehn Euro erhältlich ist, sollte auf jeden Fall investiert werden. Viele der Spiele sind zu zweit spielbar. Für Spieler, die selbst ihre Jugend nochmal erleben wollen, oder sie ihren Kindern zeigen wollen, ist die Konsole ebenso geeignet, wie für Spieler-Neulinge, die die Ursprünge der Heimkonsolen kennenlernen wollen.
(bagre)
