Reince Priebus: Ein Name mit Smalltalk-Potenzial

Reince Priebus (re.) hat Donald Trump bei seinem Kampf ums Weiße Haus unterstützt und wird nun Stabschef.
Reince Priebus (re.) hat Donald Trump bei seinem Kampf ums Weiße Haus unterstützt und wird nun Stabschef.APA/AFP/JIM WATSON
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Der künftige Stabschef von US-Präsident Trump hat mehr zu bieten, als seinen seltenen Namen. Der "politische Nerd" soll das Bindeglied zur republikanischen Partei werden.

Priebus, Reince Priebus. Wer als US-Amerikaner einen Namen wie diesen hat, ist es gewohnt, diesen mehrmals zu buchstabieren, beziehungsweise dessen Aussprache zu erklären. Der bisherige Parteichef der Republikaner und künftige Stabschef des gewählten US-Präsidenten, Reince Priebus, tut das gerne. Schon während einer Senats-Kampagne im Jahr 2004 war zu lesen, sein erster Name reime sich auf "Heinz", wie das Ketchup. Auch "Pints" sei ein Reimwort auf seinen Vornamen, also die etwas kleinere "Krügerlgröße" von Getränken in den USA.

Reince ist ein äußerst seltener Vorname, einige Einwanderer aus Flamen und Belgien brachten Reince vor allem als Nachnamen in die Vereinigten Staaten - 41 Menschen mit diesem Nachnamen starben seit 1962, schreibt das Onlineportal "Slate". Reince Priebus wäre der erste im Todesregister mit Reince als Vornamen. Das könnte auch daran liegen, dass Reince eine Abkürzung für Reinhold sein dürfte. Der Name des künftigen Stabschefs taucht manchmal auch als Reinhold R. Priebus auf. Priebus' Familie wanderte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die USA ein - entweder aus Russland oder Deutschland. Vor allem in Thüringen soll es eine relativ große Anzahl von Personen mit dem Nachnamen Priebus geben. In den USA ist dem nicht so, wie der Todesindex seit 1962 zeigt. Vier Personen, Herr oder Frau Priebus, sind darin verzeichnet.

Der Pianist und politische "Nerd"

Reince Priebus mag in den USA ein ungewohnter und in Europa ein unbekannter Name sein, doch der republikanische Politiker ist kein unbeschriebenes politisches Blatt. Er bezeichnet sich laut "CNN" selbst als "politischen Nerd". Schon in der dritten Klasse habe er bei einer Klassenwahl Ronald Reagan gewählt und sei mit seiner Familie zu politischen Veranstaltungen gefahren. Im Jahr 2007 übernahm er die Leitung der Repbublikaner im Bundesstaat Wisconsin, 2011 übersiedelte in die Parteizentrale nach Washington.

Die Position des Parteichefs ist in den USA eher eine organisatorisch-strategische als eine politische Funktion in der Auslage der Öffentlichkeit. In den letzten Jahren entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Priebus und Paul Ryan, dem Sprecher des Repräsentantenhauses, ebenfalls aus Wisconsin. Ryan bezeichnete Priebus einmal als die "mutigste" Person in der Stadt. "In schwierigen Zeiten bitte ich oft Reince um Rat", sagte Ryan über seinen langjährigen Freund. "Und ich bin stolz darauf sagen zu könnne, dass ich immer noch einer der wenigen Menschen bin, die wissen, wie man seinen Namen ausspricht". Ryan hatte Trump im Wahlkampf die Unterstützung verwehrt. Umso wichtiger könnte die Achse Ryan-Priebus für Trump sein.

Priebus als Gegenspieler zu Bannon

Der passionierte Pianist Priebus hat in seiner schwierigen Funktion als Parteichef viel Humor gezeigt und sich Respekt erarbeitet. "Niemand soll mich bemitleiden, ich habe mich dafür gemeldet", sagte er CNN im April 2016 über seinen Job. "Ich gebe keinen Baileys in meine Cerealien, ich sitze hier nicht und versuche den Johnny Walker zu finden". Reince Priebus hat hart daran gearbeitet, einen Republikaner ins Weiße Haus zu bekommen und wird nun mit einem neuen Posten belohnt.

Sein Kollege und Gegenpart an der Seite von Trump wird der radikale Provokateur Steve Bannon, der Chefstratege des künftigen US-Präsidenten wird. Priebus und Bannon agieren formal gleichberechtigt. Damit installierte Trump zwei möglicherweise rivalisierende Machtzentren in seiner nächsten Nähe. Die Ernennung Bannons, der auch mit antisemtischen Äußerungen auffällig geworden war, wurde von Menschenrechtsgruppen und Bürgerrechtlern mit Entsetzen aufgenommen. Die Parteiführung der Republikaner war voll des Lobes für Priebus, dagegen ignorierte sie die Bestellung Bannons auffällig fast vollständig.

>> Der Bericht auf "CNN"

>> Der Bericht auf "Slate"

(klepa)

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