Ö1-Redakteure befürchten "geschöntes Sparpaket"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Programmschema von Ö1 soll reformiert werden. Die ORF-Redakteure kritisieren die "erhebliche" Reduktion der Musik-Sendezeit.

Die Redakteurssprecher von Ö1 sehen die geplanten Änderungen im Programmschema von Ö1 kritisch. Sie befürchten in ihrer der APA vorliegenden Stellungnahme ein "geschöntes Sparpaket". Inhaltlich werden unter anderem eine "erhebliche" Reduktion der Sendezeit für ausgespielte Musik und der Verlust innovativer Formate kritisiert. Die IG Autoren sammelt Unterschriften gegen die Ö1-Reform.

Die Ö1-Redakteurssprecher sehen generell "den konkret vorliegenden Schemaänderungs-Plan zu sehr im Zeichen von Sparvorgaben". Sie fordern, zuerst das Budget von Ö1 "auf dem jetzigen Stand" zu sichern und dann "frei von Spardruck" die Reform zu finalisieren. "Trotz gegenteiliger Ankündigungen vor der Wahl der Geschäftsführung wird Ö1 weiter budgetär beschnitten und damit sehr wohl massiv geschwächt", heißt es in dem Schreiben.

Kritik am Medienmagazin-Sendeplatz

Im Detail kommt etwa Kritik am Sendeplatz für das geplante Medienmagazin. Dieses soll künftig einmal pro Monat auf dem derzeitigen Freitags-Platz der "Dimensionen" (Wissenschaft) stattfinden, der die übrigen Freitage an "Matrix" (Computer & Neue Medien) geht. Die Redakteurssprecher sehen im Medienmagazin aber ein politisches Format, das ihrer Ansicht nach besser im Anschluss an das "Abendjournal", um 18.25 Uhr, aufgehoben wäre.

Im Musikbereich wird aufgrund u.a. der Einstellung von "Ö1 bis Zwei" (bisher um 13.00 Uhr) und dem sonntäglichen "Aus dem Konzertsaal" monatlich rund 30 Stunden weniger Musik erwartet. Dass neue tägliche "Musikmagazin" sei zwar "grundsätzlich zu begrüßen", aber "kein Ersatz" und verursache zudem Mehraufwand für die Redaktion.

60 Minuten pro Woche weniger für österreichische Autoren

Zum neuen geplanten "Kunstsonntag" wiederum meinen die Redakteurssprecher, dass ein "Forum des Experimentierens grundsätzlich zu begrüßen" sei. Allerdings müsse unbedingt darauf geachtet werden, dass die "Eigenständigkeit von bestehenden Sendungen wie 'Tonspuren', 'Contra', 'Kunstradio'" etc. bestehen bleibe.

Schließlich wird die Zusammenlegung des "Hörspiel-Studios" mit dem "Kunstradio" kritisiert. 60 Minuten pro Woche für die Präsentation österreichischer Autoren gingen verloren, rechnen die Redakteure vor. 2016 seien 30 Produktionen heimischer Literaten gespielt worden - "diese Zahl soll sich nun um mindestens ein Drittel reduzieren".

IG Autoren spart nicht mit Kritik

Die IG Autoren macht bereits gegen die "Zerstörung von Ö1", wie es in einer Resolution heißt, mobil. Sie sieht ein "als Reform getarntes Sparprogramm" und fordert die ORF-Führung auf, "ihre Versprechen einzuhalten und den Kulturauftrag von Ö1 zu stärken statt den international renommierten Sender zum billigen Beliebigkeitsprogramm verkommen zu lassen". Unterzeichnet wurde der Aufruf laut IG bisher von rund 700 Personen, darunter jede Menge bekannter Autoren.

(APA)

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