Die Vision eines modernen Nationalstadions

Selbst das ÖFB-Team ist kein Garant für ein ausverkauftes Happel-Stadion.
Selbst das ÖFB-Team ist kein Garant für ein ausverkauftes Happel-Stadion.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Neubau oder Sanierung, an dieser elementaren Entscheidung im Fall des Happel-Ovals scheiden sich die Geister wie schon vor der Euro 2008. Denkmalschutz, Kosten und Auslastung lassen auf eine Neubemalung schließen.

Wien. Das Happel-Stadion ist altgedient. Es gibt, allerdings ausschließlich im Erfolgsfall des Nationalteams, zu wenige Sitzplätze. Es fehlen Logen, Entertainmentbereiche, manch Sanitärbereich wirkt brüchig-bröcklig. Im Prater gibt es noch Fußball der alten Schule.

Die Austragung eines Europa-League- oder Champions-League-Finales, zuletzt 1995, ist nur noch eine Illusion. Die Laufbahn stört, sie raubt dem Spiel Atmosphäre und Nähe. Notorische Kritiker ätzen, dass ihre blaue Einfärbung in Wahrheit das einzig Nachhaltige der Euro 2008 sei. Damals wurde die Chance leichtfertig verspielt, den über zig Wiener Sportstätten wachenden Denkmalschutz auszuhebeln, denn Geld und politische Bereitschaft wären da gewesen. Nur mangelte es an Entscheidungsfreudigkeit.

Unter Sportminister Hans Peter Doskozil wurde die Diskussion um den Bau eines Nationalstadions neu entfacht. Nun liegt eine Studie über Machbar- und Sinnhaftigkeit vor, aber noch fehlt der Auftritt von Ministerium, Bundessportorganisation, ÖFB und der Stadt Wien.

ÖFB-Präsident Leo Windtner stellte bei einem „Presse“-Gespräch klar, dass er alles unternehmen wolle, „um einen Neubau zu verwirklichen. Der Minister sieht es ähnlich!“ Der Oberösterreicher forderte, ehe er auf Urlaub flog und damit sein erstes Länderspiel als ÖFB-Präsident (seit 2009) verpasste, „eine zeitnahe Lösung“.

Mindestens 100 Millionen Euro

Eine erneute Sanierung schloss Rudolf Hundstorfer, der neue BSO-Chef, nicht aus: „Es gibt Stimmen, die behaupten, das wäre billiger und sinnvoller. Es ist eine denkmalgeschützte Einrichtung!“ Man müsse auch fragen, wer denn die Kosten übernehme, welchen Beitrag die Stadt Wien („Fragen Sie Bürgermeister Häupl“) trage.

Die Vision einer multifunktionalen Arena fasst 60.000 Sitzplätze, kostet 100 Millionen Euro und noch mehr, sei aber finanzierbar mittels Sponsoren und Namensgeber. Doskozil und Häupl gaben dazu keine Stellungnahme ab.
Kritiker einer reinen Fußballarena äußerten einen nicht unerheblichen Punkt: die Auslastung. Weder Rapid noch das ÖFB-Team – gegen Slowakei trotz Kartenpreis ab fünf Euro nicht ausverkauft – schaffen eine durchgehend rentable Bespielung. 2016 gab es sechs Länderspiele, ein paar Konzerte dazu genügten nicht. Auch Leichtathletik-Events, wenn es denn welche gäbe, Massentaufen oder Messen, wie sie Windtner ins Spiel brachte, schaffen da keine Abhilfe.

Es bleibt ein politisches Statement: Will und braucht Österreich ein Schmuckstück, ein modernes Stadion im Wiener Prater? Oder reicht das erneute Anmalen, weil es ohnehin zu wenige Fans und obendrein keine Sportkultur gibt?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2016)

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