Trump will Verbündete in Asien beruhigen

(c) APA/AFP/TORU YAMANAKA
  • Drucken

Als ersten Regierungschef nach seiner Wahl trifft Donald Trump Shinzo Abe: In New York will Trump den US-Alliierten versichern, dass er trotz provokanter Aussagen zur Partnerschaft stehe.

Wien/Washington. Donald Trump wird heute, Donnerstag, seine erste Probe auf der Bühne der Weltdiplomatie absolvieren: In New York trifft er Japans Premier Shinzo Abe – und damit den ersten ausländischen Regierungschef seit seiner Wahl zum US-Präsidenten. Es ist kein Zufall, dass Trumps erstes hochrangiges Gespräch mit einem der engsten US-Alliierten im Pazifik stattfindet. Denn im Wahlkampf hat der Republikaner mit seinen Aussagen die Partner in der höchst instabilen Region verunsichert. Vor allem in Japan, das seit dem Zweiten Weltkrieg die US-Allianz als Basis für seine Verteidigungspolitik sieht, sind nun viele Fragen offen.

In einer seiner vielen Provokationskampagnen hat Trump die Sicherheitspartnerschaft zwischen Tokio und Washington infrage gestellt: Er verlange vom Verbündeten Geld für die Stationierung von US-Soldaten, zog den atomaren US-Schutzschirm über Japan in Zweifel und deutete an, Tokio sollte sich selbst Atomwaffen zulegen. In Japan, das sich unter Abe von seiner pazifistischen Verfassung verabschiedet und Verteidigungsausgaben massiv erhöht hat, werden Stimmen zur weiteren Aufrüstung laut. Denn Tokio müsse sich auch allein gegen China und Nordkorea verteidigen können.

Freihandelspakt und Krieg mit China

Aber auch im Handel dürfte es zu Friktionen kommen: Trump will vom Transpazifischen Handelspakt (TTP) nichts wissen, Eckstein der Asien-Orientierung Obamas. Ziel TTPs wäre eine Megafreihandelszone im Pazifik gewesen. Die Japaner haben sich erhofft, zollfrei Autos in die USA exportieren zu können.

Bereits am Tag nach seiner Wahl hatte Trump einen großen Schritt zurück von seinem rabiaten Isolationismus gemacht: Er versicherte Abe am Telefon, die USA werden auch in Zukunft zu ihrer sicherheitspolitischen Partnerschaft stehen. Japans Premier, der sich in der Überzeugung eines demokratischen Sieges im US-Wahlkampf für Hillary Clinton starkgemacht hatte, bat damals gleich um einen Termin. Abe wird nun auf dem Weg zum Apec-Gipfel in Peru einen Zwischenstopp in New York für das Trump-Meeting einlegen. Beim Treffen geht es vor allem ums Kennenlernen: Heikle Details zu großen Themen werden wohl nicht besprochen. So wird Abe vermutlich nicht fragen, ob die USA im Fall eines bewaffneten Territorialkonfliktes mit China Japan zur Seite stehen würden. Wie sich Trump zu den sicherheitspolitischen Fragen in Ostasien positioniert, wird sich erst zeigen und stark von seinem Team abhängen.

Heute jedenfalls wird sich der Republikaner erstmals beruhigend – und vage – zum US-Engagement und den Alliierten im Pazifik bekennen. Gespannt sind Beobachter darauf, ob die Chemie zwischen Trump und Abe funktioniert. Einiges haben sie ja gemeinsam: Beide sind nationalistisch ausgerichtet, wünschen sich eine Führungsrolle für ihre Länder und sind Fans einer Politik des starken Mannes. Im Gegensatz zu Trump hat Abe aber jahrzehntelange politische Erfahrung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Assad im Interview mit RTP.
Außenpolitik

Assad sieht Trump als "natürlichen Verbündeten"

Der syrische Machthaber bietet dem designierten US-Präsidenten eine Zusammenarbeit im Kampf gegen die Jihadisten an.
Außenpolitik

Treffen zwischen Putin und Trump nicht vor 20. Jänner

Politiker sprachen sich in ihrem ersten Telefonat für besser Beziehungen aus.
Der russische Präsident wird bald persönlich auf den gewählten US-Präsidenten Donald Trump treffen.
Außenpolitik

Putin und Trump - ein erstes Telefonat

Der künftige US-Präsident und der russische Präsident hätten sich in einem ersten Telefonat auf eine gute Zusammenarbeit verständigt, heißt es in Moskau.
Britain´s Foreign Secretary Boris Johnson arrives at Downing Street in London
Außenpolitik

Boris Johnson: „Trump ist Chance für Europa“

Britischer Außenminister will neuen US-Präsidenten nicht „vorverurteilen“. Trump und Chinas Staatschef Xi reden über Kooperation.
Trumps Wahlsieg wird in China noch mit Misstrauen beäugt.
US-Wahl

China warnt Trump: "Kooperation ist die einzige Wahl"

In einem Gespräch mit dem künftigen US-Präsidenten mahnt Amtskollege Xi zur Zusammenarbeit. Medien drohen mit dem Verkaufsstopp von iPhones und US-Autos.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.