Laut Bildungsreform sollen sich in Österreich künftig bis zu acht Schulen zusammenschließen. In Südtirol gibt es das Modell bereits.
Wien/Vintl. Kurz nach Schulbeginn fährt Karlheinz Bachmann öfter im Südtiroler Pustertal herum: Er besucht alle ersten Klassen in seinem Schulsprengel. Das ist ein Zusammenschluss von fünf Volksschulen und einer Mittelschule – ein Konzept, das sich die Regierung bei der Bildungsreform zum Vorbild genommen hat.
Ähnlich werden die Schulverbünde aussehen, die nun vorgesehen sind. Bis zu acht Schulen sollen sich demnach zusammenschließen. Bachmann wäre in diesem Modell der Clusterleiter. Er ist der Chef aller sechs Schulen mit insgesamt 444 Schülern im Alter von sechs bis 14 Jahren und 70 Lehrern. Normalerweise ist er aber nicht so viel zwischen den Schulen unterwegs. Mit seinen sechs Schulstellenleitern (die alle voll unterrichten) trifft er sich ein Mal im Monat, um Projekte abzustimmen. „Es gibt ein Leitbild für den Schulsprengel – in den vergangenen Jahren war das gesundheitsfördernde Schule. Und jede einzelne Schule erstellt dann ausgehend davon ein Schulprogramm.“
Wie die Lehrer an den Schulen eingesetzt werden, liegt in seiner Hand. Anfang des Schuljahres bekommt Bachmann vom Schulamt in Bozen gewisse Personalressourcen. Manche seiner Lehrer – etwa die für Englisch oder Religion – unterrichten an mehr als einer Schule im Sprengel und pendeln die zehn bis 15 Kilometer. „Sonst hätten wir in manchen Fächern nicht einmal die Stunden für die Lehrer.“
Ein paar Wochenstunden von dem Gesamttopf (der allerdings etwas großzügiger ist als in Österreich) kann er zurückbehalten – und sie beispielsweise verwenden, wenn es an einer Schule Schwierigkeiten gibt oder wenn Kinder mit anderen Muttersprachen in die Klassen kommen. Dadurch, dass er eine größere Einheit leitet, ist das nicht so wenig. „Da kann ich schon einiges bewegen, wenn Not am Mann ist“, sagt Bachmann. Auch größere Projekte sind möglich: „In einem Jahr macht eine Schule ein Zirkusprojekt, dafür muss eine andere zurückstecken. Die kommt dafür nächstes Jahr dran.“
Schulverbund im ganzen Tal
Die Schulen im Pustertal sind nicht nur in Sprengeln organisiert – sondern auch in dem talweiten Schulverbund. „Wir bilden ein Netzwerk, machen Tagungen und planen größere Vorhaben.“ Etwa, dass man sich Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten widmet und ein Sozialpädagoge Schulen besucht. Auch eine solche größere Vernetzung ist für Österreich geplant.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2016)