Neue Unglücks-Serie im Mittelmeer

Ein Schlauchboot mit Flüchtlingen vor der libyschen Küste.
Ein Schlauchboot mit Flüchtlingen vor der libyschen Küste.APA/AFP/ANDREAS SOLARO
  • Drucken

Bei mehreren Schiffsunglücken sind in dieser Woche bereits mehr als 300 Migranten auf dem Weg nach Europa ums Leben gekommen.

Im Mittelmeer hat sich erneut eine Flüchtlingstragödie mit Dutzenden Toten ereignet. In der Nacht auf Donnerstag kenterte ein Schlauchbootes mit 130 Flüchtlinge an Bord, nur 27 Menschen konnten gerettet werden, 96 werden vermisst, teilte die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" am Donnerstag mit, die mit ihrem Schiff "Argos" den Überlebenden Hilfe leistete.

Das jüngste Flüchtlingsdrama ereignete sich rund 30 Seemeilen vor der libyschen Küste. Die Überlebenden wurden vom englischen Schiff "Enterprise" in Sicherheit gebracht, das im Rahmen der europäischen Mittelmeermission EUNAVFORMED im Einsatz ist.

"Täglich ereignet sich eine Flüchtlingstragödie im Mittelmeer", klagte "Ärzte ohne Grenzen" am Donnerstag. Die NGO fordert erneut mit Nachdruck die Einrichtung humanitärer Korridore, um Flüchtlingen zu ermöglichen, über sichere Wege nach Europa zu gelangen. Die italienische Küstenwache koordinierte am Donnerstag die Rettung von weiteren 120 Migranten an Bord eines Schlauchbootes.

Heuer besonders viele Mittelmeer-Tote

Seit Beginn der Woche dürften bei zwei Schiffsunglücken bereits mehr als 300 Flüchtlinge ertrunken sein. 38 Menschen konnten gerettet werden, mehr als 230 Migranten gelten als vermisst. Die Suche nach ihnen werde fortgesetzt, erklärte die italienische Küstenwache am Mittwoch. Geborgen wurden seit Anfang der Woche zehn Tote. Die Überlebenden erreichten unterdessen den Hafen der sizilianischen Stadt Catania.

Bereits am Montag war ein Schlauchboot gekentert, lediglich 15 Flüchtlinge überlebten das Unglück. Fünf Menschen konnten nur noch tot geborgen werden, Überlebende sprachen zudem von 135 Vermissten. Bei einem weiteren Unglück am Dienstag kamen ebenfalls fünf Menschen ums Leben, 23 Flüchtlinge konnte die italienische Küstenwache retten. Weitere 95 Menschen werden noch vermisst.

Die Zahl der bei ihrer Flucht nach Europa ums Leben gekommenen Flüchtlinge ist in diesem Jahr besonders hoch. Nach Angaben der internationalen Migrationsbehörde IOM starben bisher 4.271 Migranten im Mittelmeer. 2015 hatte die Organisation 3.770 Todesfälle gezählt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Überlebende eines Bootsunglücks.
Weltjournal

Dutzende Tote bei Flüchtlingstragödie im Mittelmeer befürchtet

Fast alle 110 Insassen eines Bootes auf dem Weg von Libyen nach Europa könnten ums Leben gekommen sein. Die Unglücksstelle lag nur 48 Kilometer vor der Küste.
Flüchtlinge auf einem überfüllten Schlauchboot.
Weltjournal

Rekordzahl an Bootsflüchtlingen in Italien

Bis Montag rettete die Küstenwache mehr als 171.000 Menschen im Mittelmeer. Das sind bereits mehr als 2014.
Syrian refugee Walaa sits inside her family´s tent at the Souda municipality-run camp on the island of Chios
Europa

Überfüllte Lager auf Chios: Ausschreitungen von Migranten

Griechische Inseln. Die Bearbeitung der Asylanträge zieht sich wegen Personalmangels in die Länge; EU-Hilfe lässt auf sich warten.
FILES-ITALY-SEA-LIBYA-MIGRANTS-DISASTER
Weltjournal

Bootszerstörung dürfte mehr tote Migranten fordern

Heuer starben 1000 Menschen mehr im Mittelmeer als 2015. Schlepper benutzen kleinere Schlauchboote.
FILES-ITALY-SEA-LIBYA-MIGRANTS-DISASTER
Außenpolitik

Vier tote Menschen in Flüchtlingsboot in der Ägäis entdeckt

Zuvor hatte das Boot mit 19 Insassen ein Notsignal abgesendet. In Italien sind im Oktober so viele Menschen wie noch nie über das Mittelmeer ins Land gekommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.