Bootszerstörung dürfte mehr tote Migranten fordern

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FILES-ITALY-SEA-LIBYA-MIGRANTS-DISASTER(c) APA/AFP/GABRIEL BOUYS (GABRIEL BOUYS)
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Heuer starben 1000 Menschen mehr im Mittelmeer als 2015. Schlepper benutzen kleinere Schlauchboote.

Wien. Die EU könnte mit ihren Marineeinsätzen indirekt dazu beitragen, dass mehr Migranten im Mittelmeer ertrinken. Im Rahmen der Militärmission Sophia rettet Brüssel nicht nur in Seenot geratene Bootsflüchtlinge. Die Union hat seit Sommer 2015 auch das Mandat, Schlepperboote zu zerstören. Doch als Ersatz für die zerstörten Schiffe setzten Schlepper verstärkt billige, dünnwandige Schlauchboote ein, sagte die Internationale Organisation für Migration (IOM). Auf diesen sei die Überfahrt noch gefährlicher.
Die Menschenhändler gehen immer skrupelloser vor: Überlebende von Unglücken berichten, sie seien an der libyschen Küste mit vorgehaltener Waffe gezwungen worden, auf die maroden Boote zu steigen. Auch das schlechte Wetter halte Schlepper nicht ab, erklärt IOM. Die raue See macht nicht nur die Überfahrt gefährlicher, sondern erschwert auch die Rettungseinsätze. Allein diese Woche sind bei Unglücken mit seeuntüchtigen Booten etwa 365 Menschen gestorben. Die Situation sei alarmierend, sagte ein IOM-Sprecher: Heuer seien mehr als 4600 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken – rund 1000 Tote mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.
Italien rechnet bis Ende 2016 mit einer Rekordzahl von 200.000 Migranten. Bis jetzt erreichten 167.276 Flüchtlinge Süditalien von der nordafrikanischen Küste aus. Das ist ein Zuwachs von 16 Prozent im Vergleich zu 2015. In Griechenland ging die Zahl der Ankünfte aufgrund des EU-Türkei-Deals und der Schließung der Balkanroute hingegen um zwei Drittel zurück. (APA/DPA/Reuters)

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