Hofer will ein Gegengewicht in der EU schaffen. Bürgerliche werben wieder für Van der Bellen.
Freitagabend hatte Norbert Hofer Václav Klaus zu Gast, den ehemaligen tschechischen Staatspräsidenten. Bei einem Symposion des Freiheitlichen Bildungsinstituts warnte Klaus vor Massenmigration und deren negativen Konsequenzen für die Zukunft der Gesellschaft. Er sah sogar bereits einen „Krieg in Europa“ toben – „bisher zum Glück nur ein Krieg der Ideen und Interpretationen“. Das freie Denken werde aber immer mehr unterdrückt, und zwar von einer politisch korrekten Elite, die nur beabsichtige, Fremde nach Europa zu schleusen.
Das freiheitliche Publikum goutierte es mit Wohlgefallen. Auch die Begrüßung von Václav Klaus: Er sprach Norbert Hofer mit „Sehr geehrter Herr Präsident“ an. Und Hofer selbst meinte: „Ich bin mir sicher, dass alles versucht wird, diesen Wahlsieg zu verhindern.“ Aber: „Wir dürfen die Welt nicht den Marxisten, Kommunisten oder den Grünen überlassen.“
Die Bande mit mittel- und osteuropäischen Ländern wie Tschechien knüpft Hofer schon länger. Unlängst war er beim amtierenden tschechischen Präsidenten, Miloš Zeman, zu Gast. Und auch beim serbischen Staatsoberhaupt, Tomislav Nikolić.
„Dagens Nyheter“. In einem Interview mit der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“ sagt Norbert Hofer, dass er für den Fall, dass er am 4. Dezember gewählt werde, Verbündete in Osteuropa suche. Er nannte „Ungarn, die Tschechische Republik, Rumänien, Serbien, Slowenien, Kroatien, also Länder mit einer ähnlichen Kultur“. Er wolle ein Gegengewicht in der EU aufbauen zu den „großen Playern“ wie Frankreich, Deutschland, den Beneluxstaaten. Das Interview ist allerdings noch nicht erschienen, es liegt lediglich dem „Profil“ vor. Erscheinen soll es in Schweden am Wahltag der österreichischen Bundespräsidentenwahl.
Indessen rufen prominente Vertreter des bürgerlichen Lagers – wie schon vor der ersten Stichwahl – zur Wahl von Alexander Van der Bellen auf. In einem Manifest, das von den ÖVP-Querdenkern Michael Ikrath und Ferry Maier initiiert wurde, sprechen sie von einer „Richtungsentscheidung für unser Österreich“. Weiter heißt es: „Unsere gemeinsame rot-weiß-rote Identität ist eine große Errungenschaft. Sie hat ihr Fundament im Miteinander, nicht im Gegeneinander. Wir wollen nicht mit Spekulationen über einen Austritt Österreichs aus der Europäischen Union und nicht mit dem Versuch, die blaue Kornblume hinter dem Kreuz zu verstecken, konfrontiert werden.“ Unterzeichnet haben dies unter anderem: Erhard Busek, Franz Fischler, Maria Rauch-Kallat, Wilhelm Molterer, Josef Riegler, Doraja Eberle, Christof Zernatto, Claus Raidl, Othmar Karas und Erste-Bank-Österreich-Chef Thomas Uher. red./APA
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2016)