Verzweifelte Personalsuche: Allein im Pinzgau fehlen 300 Köche

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Vielen offenen Stellen stehen kaum Bewerber gegenüber. Für Sepp Schellhorn liegen die Ursachen in der Freizeitgesellschaft und dem mangelnden Interesse für die Dienstleistung.

Die Suche nach Personal für den Wintertourismus gestaltet sich weiter extrem schwierig. Es gebe viele offene Stellen, demgegenüber kaum Bewerber. Vor allem in der Küche sei es äußerst schwierig, Personal zu finden, wird Ernst Pühringer von der Wirtschaftskammer auf „orf.at“ zitiert. Allein im Pinzgau fehlen laut Pühringer rund 300 Köche. „Wir haben momentan einen extremen Mangel an Fachpersonal. Mittlerweile ist es auch in der Stadt so, dass wir keine Leute kriegen.“ Nun haben die Tourismusbetriebe ihre Suche auf den deutschen Markt wieder ausgeweitet.

Aus Osteuropa kommen nur Hilfskräfte, so Pühringer. Der Personalmangel führe zum Schließen von Küchenschichten, was wiederum vor allem die Ferienhotellerie vor Probleme stelle. Denn die meisten Gäste haben Halbpension gebucht. „Es bleibt so oftmals nur der Ausweg mit Hilfskräften oder Leiharbeitern arbeiten, weil Leihfirmen haben sehr wohl Köche“, sagt Pühringer.

Tourismus-Bashing der Freizeitgesellschaft

Der Salzburger Gastrom und Neos-Nationalrat Sepp Schellhorn sieht den Grund für die schwierige Suche nach Küchenpersonal in der Bereitschaft, Dienstleistungsberufe zu erlernen, aber auch mit den Bedürfnissen der Freizeitgesellschaft. „Zu meiner Zeit wurde es noch nicht so schlechtgemacht, wenn man im Tourismus arbeitete“, sagte Schellhorn im "Kurier". Das sei das Endprodukt von dem, wenn diverse Interessensvertretungen und die Freizeitgesellschaft seit 30 Jahren ein Tourismus-Bashing durchführen.

Schellhorn fordert einmal mehr eine höhere Flexibilisierung der Arbeitszeit für eine bessere Freizeitgestaltung. Er merke das bei seinen Kindern, da sei die "Generation Chill" am Heranwachsen. "Die wollen vielleicht drei Tage arbeiten und vier Tage frei haben. Aber auf diese Bedürfnisse gehen die Sozialpartner nicht ein."

"Keiner zahlt nur Kollektivvertrag"

Dass viele, die eine Lehre als Koch oder Kellner abgeschlossen haben dann doch nicht in der Branche bleiben, führt der Neos-Nationalrat auf das antzyklische Arbeiten in diesen Berufen zurück. „Wir müssen dann da sein, wenn die anderen ihre Freizeit haben und ihre Familie genießen wollen. Dafür hätten wir andere Zeitpunkte, wo wir es genießen können“.

Ein weiteres Problem sieht Schellhorn in den fehlenden Wiedereinstiegshilfen für Teilzeitbereiche und Mütter. Auch die Gesellschaft trage nicht zur Attraktivität der Wochenendarbeit zu: „Schon am Montag in der Früh im Radio heißt es: Nur noch vier Tage und dann ist endlich Wochenende.“

Auf den Vorhalt, dass laut AMS-Gehaltskompass das durchschnittliche Einstiegsgehalt eines Koches zwischen 1340 und 1500 Euro brutto betrage, sagt Schellhorn: „Den Kompass muss man sich einmal genau anschauen, weil das in der Tat nicht so ist. Wenn man einen Mangel hat und etwas dringend braucht, ist jeder bereit, mehr zu zahlen“. Er kenne niemanden, der mit dem Kollektivlohn arbeitet.

>>> Artikel auf "orf.at"

>>> Artikel im "Kurier"

(red.)

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