Kopftuch von Schülerin angesengt: Kritik an Schule

Symbolbild: Kopftuch
Symbolbild: Kopftuch (c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Die beiden Grazer Schülerinnen, die das Kopftuch einer Kollegin anzünden wollten, werden wegen versuchter Körperverletzung angezeigt. Die Ermittler zeigten sich verwundert, dass die Schule keine Anzeige erstattet hat.

Einen Schulverweis haben zwei 15-jährige Schülerinnen schon kassiert, weil sie das Kopftuch einer Klassenkameradin angesengt haben. Nun wurden sie wegen versuchter Körperverletzung angezeigt: Die Anzeige sei an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, sagte Alexander Gaisch, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Er übte Kritik am Vorgehen der Schule: Es sei zumindest "verwunderlich", dass keine Anzeige erstattet worden sei. Immerhin gehe es um ein Offizialdelikt.

Die Erhebungen seien nun abschlossen, so Gaisch. Die Tat wurde nicht aus religiösen Gründen begangen. "Es war wichtig, das auszuschließen", begründete Gaisch die Vernehmungen und Umfeldabklärungen, die erfolgt seien. Es habe sich herausgestellt, dass der Konflikt mit einem Streit über einen Sitzplatz in der Klasse begonnen und sich fortgesetzt habe. Mit der Tat, dem versuchten Anzünden des Kopftuchs, habe man der Mitschülerin "einen Schrecken einjagen" wollen, berichtete der Ermittlungsleiter.

Landesschulrat verteidigt Schule

Nach Darstellung des Schulbetreibers Caritas habe die Schulleitung erst am Tag danach von dem Vorfall, der auf einem Ausflug passiert war, erfahren und der Mutter des Opfers nahegelegt, Anzeige zu erstatten. Diese wiederum wollte eine letztlich nicht erfolgte Entschuldigung abwarten und ging erst nach drei Tagen zur Polizei.

Aus Sicht des Landesschulrates war die bisherige Vorgehensweise der Schulleitung in diesem Fall "durchaus vertretbar": Die Mutter des Mädchens sei von Anfang an eingebunden gewesen. Man habe das Problem vorerst aus "pädagogisch und psychosozialer Sicht" lösen wollen. Mit den Betroffenen und Eltern seien mehrere Gespräche erfolgt.

Nachdem zuerst eine weitgehende Einigung aller Beteiligten über die weitere Vorgehensweise erreicht werden konnte, die Mädchen aber dann doch nicht einsichtig waren, wurde der "konsequente Schritt" des Schulverweises gesetzt, hieß es vonseiten des Landesschulrates.

Schule sucht Weg zur Normalität

An der Schule versucht man nach der Suspendierung der beiden beschuldigten Schülerinnen laut Caritas-Sprecher Harald Schmied "die Normalität wieder zu finden". Der schulpädagogische Dienst wurde beigezogen, in den kommenden Tagen und Wochen soll der Vorfall in Einzelgesprächen und "mit der ganzen Klasse" aufgearbeitet werden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.