Moskau reagiert gereizt auf kroatische Tipps für Ukraine

Der kroatische Premier Andrej Plenkovic hat sich mit seinem Ukraine-Besuch Kritik auf Russland eingehandelt.
Der kroatische Premier Andrej Plenkovic hat sich mit seinem Ukraine-Besuch Kritik auf Russland eingehandelt.(c) APA/AFP/THIERRY CHARLIER (THIERRY CHARLIER)
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Kroatien bot seine Erfahrungen mit der friedlichen Reintegration besetzter Gebiete an. Für Moskau ein Affront, Zagreb solle lieber die Rechte der Serben im Land "anpacken".

Der jüngste Besuch des kroatischen Premiers Andrej Plenkovic in der Ukraine ist in Russland auf Kritik gestoßen. Kroatiens Angebot zum Austausch seiner Erfahrungen mit friedlicher Reintegration besetzter Gebiete, was in der Ostukraine anwendbar wäre, ist laut Moskau ein Anlass zu "ernster Sorge", wie die Nachrichtenagentur Hina berichtete.

Der kroatische Regierungschef hatte am Montag in Kiew betont, dass sowohl Kroatien als auch die Ukraine Opfer brutaler Militäraggression gewesen seien und dass ihre territoriale Integrität mit Gewalt verletzt worden sei. Kroatiens Erfahrungen mit der Reintegration von Ostslawonien in den 1990er-Jahren könnten der Ukraine vom Nutzen sein, meinte er. Das kroatische Vorbild wäre laut Plenkovic langfristig das beste Model für die Wiedereingliederung der Grenzregionen Donezk und Luhansk (Lugansk) und einmal auch der Halbinsel Krim.

Moskau kritisiert "parallele Sturktur"

Einen Tag später kritisierte Moskau in einer Aussendung des Außenministeriums die angekündigte Bildung einer kroatischen Arbeitsgruppe für Kooperation mit der Ukraine, die sich unter anderem mit der Übertragung von Erfahrungen über friedliche Reintegration besetzter Gebiete beschäftigen soll. So eine "parallele Struktur" würde die Behörden in Kiew davon ablenken, ihre bereits ins Stocken geratenen Verpflichtungen aus dem Minsker Abkommen umzusetzen, hieß es.

Anstatt sich mit "aussichtslosen Spekulationen" zu beschäftigen, wurde Zagreb geraten, intensiver "die tief verwurzelten internen Probleme im Zusammenhang mit den Rechten der Serben und anderer Minderheiten" anzupacken. "Es ist bekannt, dass die großen (kroatischen, Anm.) Militäraktionen 'Sturm' (Oluja) und 'Blitz' (Bljesak) mit dem Exodus von 250.000 Serben, die dort dauerhaft lebten, endeten", kritisierte das Außenministerium.

Krim-Frage "ist abgeschlossen"

Die Vorschläge ausländischer "Berater" könnten "eine gefährliche Illusion" herstellen, dass in der Donezk-Region ein Kriegsszenario möglich wäre, mahnte Moskau. Das Außenministerium betonte weiter, dass das nicht zur Stärkung der Sicherheit in der Südostukraine beitragen würde.

Als "vollkommen absurd" bezeichnete Moskau außerdem die Erwähnung der Krim-Frage in dem Programm der kroatischen Arbeitsgruppe. "Die Wiedervereinigung der Republik Krim und Sewastopol mit der Russischen Föderation basiert auf freier und legitimer Willenserklärung der Bewohner der Krim", hieß es in der Aussendung. "Diese Frage ist abgeschlossen."

(APA)

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