Geldpolitik ist „absolut wahnwitzig“

The logo of the Austrian insurer Uniqa is seen in front of its headquarters in Vienna
The logo of the Austrian insurer Uniqa is seen in front of its headquarters in Vienna(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Die Uniqa wird ihr Ergebnis im laufenden Jahr wie geplant halbieren. Das Unternehmen prüft den Abbau weiterer Beteiligungen und will in Infrastruktur investieren.

Wien. Für Aktionäre dürfte das gestrige Ergebnis nicht allzu überraschend gekommen sein: Die börsenotierte Uniqa-Versicherung musste in den ersten drei Quartalen ihres Geschäftsjahres ein deutlich geringeres Vorsteuerergebnis (EGT) hinnehmen. Das wird sich auch auf das Gesamtjahr auswirken: Für dieses hat die Uniqa bereits vor Längerem einen Einbruch um bis zu 50 Prozent (2015: 423 Mio. Euro Vorsteuerergebnis) prognostiziert. Daran wird sich aus heutiger Sicht auch nichts ändern. Der Gewinnrückgang ist eine Folge von Investitionen in den Konzernumbau. Das Niedrigzinsumfeld belastet ebenso.

Und so nahm sich Uniqa-Chef Andreas Brandstetter am gestrigen Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten auch kein Blatt vor den Mund. Er bezeichnete die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) als „absolut wahnwitzig“. Man hänge der nächsten Generation eine Bürde um, für die „irgendwer einmal die Rechnung wird zahlen müssen“.

Noch bis März des kommenden Jahres läuft das Anleihenkaufprogramm der EZB. Diese wird bis dahin rund 1800 Mrd. Euro in den Markt gepumpt haben. Doch „in welchem Land Europas passieren derzeit radikale Reformen im Staatshaushalt?“, fragt Brandstetter. Auch in Bildung und Forschung werde nicht investiert. Wünschenswert wäre jedoch ein Anpacken auf europäischer Ebene.

Bei den Versicherungen ist ein Umdenken bereits erforderlich. Denn den Gesellschaften fällt es zunehmend schwer, ihre Garantieversprechen zu erfüllen. „Früher waren Lebensversicherungen immer die Edelsparte“, sagt Brandstetter. Heute benötige sie fast 70 Prozent des Kapitals. Ihr Anteil am Prämienvolumen macht bei der Uniqa derzeit 42 Prozent aus.

Zwar verkaufe man nur noch Produkte, die für das Unternehmen profitabel seien, der Ertrag des Geschäftsfeldes werde künftig dennoch zusammenschrumpfen. Um ihr Vermögen langfristig zu sichern, hat sich die Uniqa unter anderem dazu entschieden, ihr Geschäft mit Infrastrukturinvestitionen voranzutreiben (wie im Übrigen auch die Vienna Insurance Group). In den kommenden drei Jahren will sie eine Mrd. Euro investieren (bei Kapitalanlagen von 30 Mrd. Euro). Die Laufzeiten seien in dem Segment lang, die Renditen stabil. Das Unternehmen arbeitet zu diesem Zweck mit dem australischen Finanzdienstleister Macquarie zusammen.

Im Auge hat der Konzernchef dabei nicht nur Autobahnen, auch Gefängnisprojekte stünden im Raum. Derlei Investitionsvorhaben seien aber gar nicht so leicht. „Es ist ja nicht so, dass das nur für uns ein Thema wäre“, sagt Brandstetter. In der Tat haben Versicherungen das Thema für sich entdeckt. Doch übersteige die Nachfrage das Angebot, „es ist ein Wettbewerb zwischen den Versicherungen“ da.

Strabag auf dem Prüfstand

Ein Thema für die Versicherung ist auch der weitere Abbau von Beteiligungen, um das Kerngeschäft zu stärken. Die Uniqa hat in den vergangenen Jahren Anteile an Medien und Hotels abgestoßen. Im kommenden Jahr läuft nun auch der Syndikatsvertrag mit dem Baukonzern Strabag aus, an der die Uniqa knapp 14 Prozent hält. Bis Mitte 2017 will man diesbezüglich eine Entscheidung treffen. Noch ist offen, ob die Anteile reduziert oder gänzlich verkauft werden.

Schon bis Weihnachten soll hingegen klar sein, was mit der Italien-Tochter geschieht. Diese ist zwar profitabel, doch ist die Uniqa dort vor allem im kapitalintensiven Lebensversicherungsbereich aktiv. Hält man an dem Land fest, werde man das Geschäftsmodell jedenfalls überdenken müssen. Wird das Geschäft abgestoßen, müsse man sich dafür die Frage stellen: Was tun mit dem Geld? (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2016)

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