Trump bedroht heimische Jobs

80.000 heimische Arbeitsplätze hängen am Handel mit den USA, so das Wifo. Schottet Trump die USA ab, seien diese in Gefahr.

Wien. Donald Trumps handelspolitische Vorhaben könnten Österreich stärker treffen als bisher vermutet. Rund 80.000 Arbeitsplätze im Land hängen laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo direkt oder indirekt am Handel mit der größten Volkswirtschaft der Welt. „Wenn der designierte US-Präsident, Donald Trump, mit seinen Bestrebungen, das Land stärker abzuschotten, Ernst macht, könnten diese Jobs in Gefahr geraten“, warnt Wifo-Chef Christoph Badelt am Sonntag.

Der Milliardär hatte mehrfach angekündigt, große Freihandelsabkommen stoppen oder neu verhandeln zu wollen. Die amerikanische Industrie will er mit hohen Importzöllen gegen die Konkurrenz aus dem Ausland schützen. Seit Trump die Wahl zum neuen US-Präsidenten gewonnen hat, überbieten sich Ökonomen gegenseitig mit Warnungen vor dem Ende des globalen Freihandels. Amerika könne sich so eine Politik im Zweifel besser leisten als Europa und vor allem Österreich, führt Badelt aus. „Das heimische Wachstum war immer wieder stark vom Export getragen.“ Anders in den USA, in denen das Wachstum vom privaten Konsum getragen ist. So ist Amerika schon heute eine weitgehend autarke Wirtschaft mit nur 13Prozent Exportquote. Die Europäische Union hängt gemeinsam indessen zu 20 Prozent vom Handel mit anderen Wirtschaftsräumen ab. In Österreich liegt diese Quote gar bei 53,1 Prozent.

Exporte im Wert von neun Milliarden

Die meisten Waren liefert Österreich (nach Deutschland aber noch vor Italien und der Schweiz) bereits in die USA. Mehr als neun Milliarden Euro haben die heimischen Exporteure damit zuletzt eingenommen. Tendenz stark steigend. Direkt in Österreich hängen rund 60.000 Arbeitsplätze an diesen Ausfuhren, errechnete das Wifo. Zählt man auch jene Waren hinzu, die etwa über den Umweg Deutschland nach Amerika kommen, sind es 80.000 Jobs.

„Wenn die USA als guter Handelspartner wegfallen“, sagt Badelt, „wird es vor allem für österreichische Klein- und Mittelbetriebe schwierig, die Handelsströme auf andere, neue Zielmärkte umzuleiten.“ (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2016)

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