Langer Abschied von Castro

Bei den Trauerfeiern waren aus dem Ausland vor allem südamerikanische Staatschefs vertreten. Aus der EU kam nur Alexis Tsipras.

Havanna. Minuziös inszeniert sind die Trauerfeierlichkeiten, mit denen die Kubaner die ganze Woche Abschied von Fidel Castro nehmen. Ein Höhepunkt fand am Dienstag bei der Massenkundgebung auf dem Platz der Revolution statt: Regimekader (darunter Castro-Bruder und Nachfolger Raúl) und Gäste aus der ganzen Welt hielten stundenlange Reden – ganz im Castro-Stil.

Das Ausland war vor allem mit Regierungschefs der linksgerichteten Bolivarianischen Allianz für Amerika (Alba) hochrangig vertreten, also mit den südamerikanischen Verbündeten Kubas. Flammende Reden hielten der venezolanische Präsident Nicolás Maduro, der nicaraguanische Staatschef Daniel Ortega, der bolivianische Präsident, Evo Morales, und Ecuadors Staatschef, Rafael Correa: „Fidel ist tot. Aber er ist ungeschlagen gestorben“, sagte Correa. „Heute sind wir geeinter denn je, Völker Amerikas.“

Ein Lobgesang auf Castro kam auch vom südafrikanischen Präsidenten, Jacob Zuma: „Er war ein Internationalist und Antiimperialist, der für die Unterdrückten kämpfte.“ Zuma dankte Castro für dessen Unterstützung im Kampf gegen das Apartheid-Regime. „Sein Tod ist ein schmerzhafter Verlust.“

Doch weder US-Präsident Barack Obama noch Russlands Staatschef, Wladimir Putin, oder Chinas KP-Chef, Kollege Xi Jinping, kamen nach Kuba. Sie schickten Vertreter nach Havanna. Und einziger anwesender Regierungschef aus der EU war Griechenlands Alexis Tsipras. Der Chef der linksradikalen Syriza gedachte des „Genossen“ mit den Worten: „Wir verabschieden uns von einem Symbol für die Unabhängigkeit, die Freiheit und die Würde“, sagte er. „Fidel gehört der ganzen Welt, Fidel gehört der Geschichte.“

„Triumphmarsch des Rebellenheeres“

Die Menschen skandierten indes „Es lebe Fidel“ und schwenkten Fahnen. Eine Schauspielerin rezitierte den „Triumphmarsch des Rebellenheeres“. Die Hymne erinnert an die Guerilleros, die 1959 unter Castros Führung den Diktator Fulgencio Batista gestürzt hatten. Fidel Castro war vergangenen Freitagabend gestorben. Ab Mittwoch wird die Urne mit Castros Asche quer über die Karibikinsel nach Santiago de Cuba gebracht. In verschiedenen Ortschaften auf dem Weg sind Trauerveranstaltungen geplant. In Santiago soll Castro am kommenden Sonntag bestattet werden. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2016)

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