Das Ländle im Erfolgsrausch

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Altach mischt nach dem Sieg gegen Ried weiter an der Spitze mit. Sogar die Winterkrone ist in Reichweite, die Zukunft von Interimscoach Werner Grabherr jedoch ungewiss.

Altach/Wien. Die diesjährige Bundesligasaison steckt voller Überraschungen, zu den positiven Erscheinungen nach 17 Runden zählt nach wie vor Altach. Die Vorarlberger blieben am Dienstagabend auch im dritten Spiel unter Interimstrainer Werner Grabherr ungeschlagen und setzten sich mit dem 1:0-Heimsieg gegen Ried zumindest vorübergehend vor Sturm Graz an die Tabellenspitze. „Platz eins ist von Mal zu Mal mehr wert, weil es mit jeder Runde schwieriger wird“, erklärte Grabherr, für dessen Mannschaft damit die Herbstmeisterschaft und Winterkrone weiterhin in Reichweite liegt.

Der Erfolgslauf kam durchaus überraschend, verlief die vergangene Saison doch gar nicht nach Wunsch. Dem Europacup-Debüt im Herbst folgte eine Saison im Zeichen des Abstiegskampfs, die schließlich mit viel Kampf und Krampf auf Rang acht endete. Heuer kann nicht einmal der unerwartete Abschied von Damir Canadi, der von Rapid geholt wurde, die Altacher aus der Bahn werfen. Nach 17 Runden mischen die Vorarlberger mit 36 Punkten und damit nur vier weniger als in der gesamten vergangenen Saison an der Spitze mit. „Ich freue mich für die ganze Mannschaft und den ganzen Verein, dass wir nach dem Trainerwechsel so unterwegs sind“, betonte Grabherr.

Momentaufnahme, die gefällt

Auch die Spieler haben Gefallen an der aktuellen Platzierung gefunden. „Unser Ziel ist es, uns bis zur Winterpause da oben zu platzieren. Es ist eine Momentaufnahme, und wir müssen weiter hart arbeiten“, sagte Boris Prokopič. Der Mittelfeldmann war gegen Ried eine der prägenden Figuren im Altacher Spiel und erzielte nach schöner Aktion über Dimitri Oberlin und Daniel Luxbacher auch das frühe Siegtor (11.).

Grabherr hatte seine Mannschaft mit bewährtem taktischen Konzept, aber gleich fünf Neuen in der Startelf aufs Feld geschickt, die gewagte Rotation ging voll auf. „Alle Spieler sind bestens integriert, wir haben immer betont, dass wir einen ausgeglichenen Kader haben und deshalb die Möglichkeit nützen und hungrige Spieler bringen können“, lobte der 31-Jährige. „Sie haben es sich verdient zu spielen, sie haben gezeigt, dass sie es können.“ Generell war der Trainer mit dem Auftritt seiner Mannschaft, die damit in dieser Saison zu Hause weiter ungeschlagen ist, zufrieden. „Das Einzige, das ich der Mannschaft vorwerfen kann, wenn überhaupt, ist es, nicht das zweite Tor gemacht zu haben.“

Ob Grabherr auch nach der Winterpause auf der Betreuerbank Platz nehmen darf, ist freilich nicht nur vom bereits erbrachten Erfolgsnachweis abhängig. Der Ex-Profi (Altach, Hard, Bregenz) verfügt derzeit nur über die Uefa-A-Lizenz. „Ich habe mich mit der Situation noch nicht auseinandergesetzt“, erklärte er gegenüber Sky und übte Kritik an der ÖFB-Trainerausbildung. „Ich will die Pro-Lizenz machen und bin heuer nicht dazugekommen, weil in Österreich ausländische Trainer diese Plätze blockieren und junge österreichische Trainer daran hindern, diese Ausbildung zu Ende machen zu können.“

Vorerst gilt die Konzentration dem Sportlichen, gastiert Altach doch bereits am Samstag (18.30 Uhr) bei Meister Salzburg. Danach folgen Heimspiele gegen den WAC bzw. Rapid. „Wir werden die vier Wochen sauber gemeinsam zu Ende bringen“, betonte Grabherr.

Keine Schönfärberei in Ried

Weniger freudig ist die Stimmung bei Ried. „Es wäre ein Fehler, in der jetzigen Situation alles schönzureden. Wir haben Probleme, es muss sich etwas ändern“, sagte Trainer Christian Benbennek, dessen Mannschaft im Ländle die Wiedergutmachung für die 1:2-Niederlage gegen St. Pölten schuldig blieb und damit sechs der jüngsten sieben Partien verloren hat. Vor allem die schwache Zweikampfbilanz gibt dem Deutschen zu denken. „Das war der gravierende Unterschied zwischen den beiden Mannschaften.“

Somit befinden sich die Rieder wieder mitten im Abstiegskampf. Die Chance auf einen Befreiungsschlag bietet sich den Innviertlern am Wochenende: Am Samstag kommt es zum direkten Duell mit Schlusslicht Mattersburg. Benbennek ist überzeugt: „Mit einem Sieg können wir einen Riesenschritt machen, und dann geht es uns wieder besser.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2016)

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