Russland.Regierungsnahe Medien sympathisieren mit Hofer.
Moskau/Wien. Russische Medien widmen der österreichischen Bundespräsidentenwahl – und vor allem dem Kandidaten Norbert Hofer – ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit. Insbesondere Kreml-nahe Organe berichteten breit über Hofers Ankündigung, als Staatsoberhaupt möglichst bald Russland besuchen zu wollen. Auch Hofers Aussagen bezüglich des angeblich russischen Charakters der Krim und seine ablehnende Haltung zu den EU-Sanktionen fanden Anklang.
Ähnlich wie beim Wahlsieg Donald Trumps in den USA, der ebenfalls mit russlandfreundlichen Sprüchen im Wahlkampf aufhorchen ließ, erhofft man sich von einem Präsidenten Hofer eine Verbesserung der Beziehungen – und eine Stärkung der Kreml-freundlichen Internationale in der EU. Dass es dem österreichischen Präsidenten nicht obliegt, die außenpolitische Linie vorzugeben, berichten russische Medien nicht.
In Russland betrachtet man einen möglichen Wahlsieg des rechten Kandidaten im Zusammenhang mit einer allgemeinen Krise Europas. Schon länger beten russische Staatsmedien ihrem Publikum vor, dass in Europa Chaos herrsche, die EU heillos zerstritten sei und die Entscheidungsträger den Herausforderungen nicht gewachsen seien. Als populistischer Kandidat käme Hofer dem Kreml zupass. Eine Schwächung Europas und die Stärkung bilateraler Beziehungen kommen der russischen politischen Linie entgegen. (som)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2016)