Gemeinsamer Oppositionskandidat Barrow siegt bei Präsidentenwahl.
Banjul/Wien. Für Afrika ist es eine Sensation. Niemand hat eine faire Präsidentenwahl im westafrikanischen Gambia erwartet – geschweige denn, dass der seit 22 Jahren diktatorisch regierende Yahya Jammeh eine Niederlage akzeptieren würde. Oppositionsanhänger sind bedroht und verhaftet, Journalisten eingeschüchtert worden. Doch dann trat am Freitag der Vorsitzende der unabhängigen Wahlkommission vor die Presse, noch bevor das offizielle Ergebnis verkündet wurde: Präsident Jammeh habe seine Niederlage eingestanden, sagte Alieu Momar Njie. „Das ist wirklich außergewöhnlich für jemanden, der das Land so lang geführt hat.“
Jammeh selbst äußerte sich vorerst nicht öffentlich. Doch hält die Ankündigung, steht der Zwei-Millionen-Einwohner-Staat vor einem Machtwechsel, an den niemand geglaubt hat. Sieger der Wahl von Donnerstag ist der Immobilienhändler Adama Barrow, der von der Opposition als erster gemeinsamer Kandidat überhaupt ins Rennen geschickt worden ist. Laut der Wahlkommission erreichte Barrow 45,5 Prozent der Stimmen, Jammeh dagegen 36,7 Prozent. In der Hauptstadt, Banjul, hat Barrow gut 49 Prozent erhalten, sieben Prozentpunkte mehr als Jammeh. Rund 900.000 Menschen waren wahlberechtigt, die Beteiligung war hoch.
Barrow will nach eigener Aussage die Demokratie stärken und die Wirtschaft des kleinen westafrikanischen Staates wieder ankurbeln. Die Wirtschaftslage gepaart mit Willkür und Perspektivlosigkeit ist auch der Grund, warum aus Gambia pro Kopf mehr Menschen nach Europa fliehen als aus jedem anderen Land. In diesem Jahr haben mehr als 10.000 Gambier die Fahrt über das Mittelmeer nach Italien gewagt. (raa)
(APA/AFP)