Ski alpin: In Fabelzeit zurück an die Spitze

Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Cup - Super G Men
Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Cup - Super G Men(c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN)
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Während die ÖSV-Speedherren die Trendwende verpassen, machen die Norweger mit einem Doppelsieg weiter wie gewohnt. Svindal feiert sein Traumcomeback, Hirscher will nicht sudern.

Val d'Isere/Wien. Österreich ist im Super-G schon lang keine Macht mehr. Und wird es im laufenden Winter auch nicht mehr werden. So viel steht nach dem ersten Speedbewerb der Saison, einem Super-G in Val d'Isere, fest. Als bester ÖSV-Athlet landete Max Franz auf Platz zehn (+1,13 Sek.). Der Kärntner vermisst noch die Selbstverständlichkeit, sein Top-Ten-Ergebnis aber bewahrte den ÖSV zumindest vor der Blamage, Marcel Hirscher (13., +1,22) als heimischen Tagesbesten vorschicken zu müssen. Nicht, dass der Weltcupgesamtsieger kein ausgezeichneter Super-G-Läufer wäre – der Salzburger stapelt in dieser Hinsicht regelmäßig tief –, im Hauptberuf ist Hirscher allerdings Technikspezialist.

Die Norweger waren ohnehin außer Reichweite. Super-G-Olympia-Sieger Kjetil Jansrud gewann 0,17 Sekunden vor Aksel Lund Svindal, der Südtiroler Dominik Paris (+0,41) wurde Dritter.

Wochenlanges Schulefahren

Während ein norwegischer Sieg angesichts der 19 Erfolge des Vorwinters nicht überrascht, ist Svindals Podestplatz durchaus eine Sensation. Kreuzband und Meniskus hat sich der 33-Jährige bei seinem Sturz auf der Streif im Jänner gerissen, dass auch sein Knorpel teilweise zerstört wurde, gab Svindal erst preis, als ihm ein Orthopäde im norwegischen Fernsehen auf die Schliche kam. Bis vor drei Wochen musste er sich mit Schulefahren begnügen, erst in Copper Mountain stieg er wieder ins Teamtraining ein, vor dem Comeback sei er total unsicher gewesen. Doch der Ausnahmeathlet ist auch mit erheblichen Trainingsrückstand ein Sieganwärter. „Es wäre ein Traum, wenn es so weitergeht“, meinte ein sichtlich verblüffter Svindal.

Sieger Jansrud lobte den „Rennkopf“ seines Freundes, im Kugelkampf werde der Zimmergenossen „sicher gefährlich“. Um im Gesamtweltcup am Ende nicht leer auszugehen, „muss man von Anfang an dabei sein“. Mit dem 15. Weltcupsieg ist Jansrud das gelungen. „Die Chancen sind da.“

Der beste Super-G-Fahrer des vergangenen Winters, Aleksander Aamodt Kilde, war auch in Val d'Isere schnell, am Ende aber zu ungestüm, der Norweger wurde 22. (+1,57). Auch der Oberösterreicher Vincent Kriechmayer kämpfte in der Vorsaison um die Disziplinenwertung, kam nun über Platz 38 (+2,14) nicht hinaus. Hannes Reichelt („Ich brauche noch rennmäßiges Training“) konnte zehn Wochen nach seiner Rückenoperation als 17. (+1,32) halbwegs mithalten, Matthias Mayer, der seit seinem Sturz in Gröden kein Rennen mehr bestritten hatte, landete auf Rang 23 (+1,59). „Zu brav, zu viel gerutscht“, analysierte der Kärntner.

Punkte und wenig Aufwand

Denn Aggressivität war auf der technisch nicht allzu anspruchsvollen Piste Oreiller-Killy durchaus gefragt. Und Gefühl: Vor seinem Ausfall zeigte Alexis Pinturault mit schnellster Zwischenzeit, dass mit seinen Super-G-Künsten zu rechnen sein wird, wenn es um den Gesamtweltcup geht. Die Führung behielt aber Hirscher, der sich im Rennen sehr wohl gefühlt habe. Sudern sei mit Platz 13 und dem verhältnismäßig geringen Aufwand dafür nicht angebracht. Vor einem Jahr hat Hirscher im Super-G von Beaver Creek für den bisher letzten Sieg der ÖSV-Speedherren gesorgt. In Val d'Isere folgt heute die Abfahrt (10.45 Uhr, live ORF eins). Hirscher verzichtet und fährt am Sonntag Riesentorlauf.

SUPER G HERREN VAL D'ISERE

1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:21,66 Min.
2.
Aksel Lund Svindal (NOR) +0,17 Sek.
3.
Dominik Paris (ITA) +0,41.

Weiters: 4. Carlo Janka (SUI) +0,44 5. Bostjan Kline (SLO) +0,45 6. Beat Feuz (SUI) +0,71 7. Travis Ganong (USA) +0,75 8. Peter Fill (ITA) +0,76 10. Max Franz (AUT) +1,13 13. Marcel Hirscher (AUT) +1,22 16. Patrick Schweiger (AUT) +1,28 17. Hannes Reichelt (AUT) +1,32 23. Matthias Mayer (AUT) +1,59.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2016)

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