OeNB sieht nur begrenzte Risiken durch Immobilienfinanzierung

Die OeNB warnt nach wie vor vor Fremdwährungskrediten bei der Immo-Finanzierung.
Die OeNB warnt nach wie vor vor Fremdwährungskrediten bei der Immo-Finanzierung.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) weist Risiken einer möglichen Überhitzung des heimischen Immobilienmarktes zurück.

Österreich ist vor einer Woche vom Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) als einer von acht EU-Staaten gewarnt worden, weil der Wohnungsmarkt zu überhitzen drohe. Stimmt nicht, sagte heute die Führungsriege der österreichischen Nationalbank: Der ESRB schaue nur auf den Preisanstieg, berücksichtige aber nicht die wesentlich bessere Ausgangslage.

Ausgangslage eine andere

"Wir haben eine unterschiedliche Sicht", kommentierte Nowotny die ESRB-Warnung - obwohl er selber Mitglied des Gremiums ist. In Österreich machen Hypothekarkredite nur 28 Prozent des BIP aus, in den Niederlanden beispielsweise 62 Prozent, in Schweden 65 Prozent, plädiert Nowotny für eine "differenzierte Betrachtung". In Österreich seien nur 1,9 Prozent der Kredite "faul". Und in Österreich liege das Verhältnis der Hypothekarkredite zur Eigenmittelausstattung bei 165 Prozent, in den Niederlanden und Schweden hingegen bei 639 bzw. 641 Prozent. In Summe stimme es zwar, dass die Preise steigen, aber "die Ausgangslage ist eine völlig andere". In Schweden und den Niederländen sähen auch die Notenbanken die Gefahr einer Immobilienblase.

Auch OeNB-Expertin Doris Ritzberger-Grünwald verwies in dem gemeinsamen Pressegespräch am Montag auf "Punkte, die uns zuversichtlich machen, dass die Warnung zu Unrecht erfolgt ist." In Österreich gebe es einen hohen Anteil an Mietwohnungen, außerdem geförderten Wohnbau, Gemeindewohnungen, all das gebe es in anderen Ländern nicht. In Wien, wo der Preisauftrieb an stärksten ist, haben nur 18 Prozent der Haushalte eine Eigentumswohnung, "das ist ein relativ kleines Segment, das den Preisauftrieb erlebt". Dazu komme, dass vor allem die reicheren Haushalte mit Immobilienkrediten belastet seien.

Kredite an den richtigen Adressen

Ein "Stresstest für Haushalte", den man mit vorhandenen Daten gemacht habe, habe gezeigt, auch bei einem Anstieg der Hypothekarzinsen um vier Prozentpunkte "passiert nicht viel". Selbst dann würden maximal zehn Prozent der Haushalte in Zahlungsschwierigkeiten kommen - und außerdem seien die Immobilienkredite auf das wohlhabendste Viertel (Quartil) der Haushalte konzentriert. "Es gibt keinen dramatischen Anstieg der Haushalte, die in Probleme geraten könnten", so Ritzberger-Grünwald. Die Ausfälle blieben gering, "die Banken vergeben an die richtigen Haushalte die Kredite." Dazu komme, dass sich im dritten Quartal 2016 der Preisauftrieb abgeflacht habe.

Geringere Kreditabhängigkeit

In die gleiche Kerbe schlug Notenbank-Direktor Andreas Ittner. "Systemisch" betrachtet sei die Immobilienpreisentwicklung nur eine von mehreren Komponenten. "Mindestens ebenso wichtig" sei die Frage, in welchem Ausmaß die Immobilien kreditfinanziert seien. Und in Österreich seien eben Wohnimmobilien weniger kreditabhängig finanziert und wenn, dann von wohlhabenderen Haushalten. Daher sei für die Banken "das Risiko reichlich überschaubar".

Schließlich plädierte Nowotny noch dafür, den Wohnbau nicht zu verlangsamen. "Wir haben noch Bedarf, speziell in Wien." Das scheint im Moment auch keine Gefahr: Seit dem 2. Halbjahr 2014 steigt der Wohnbau in Österreich, sagte Ritzberger-Grünwald, im ersten Quartal 2016 habe es bei den Baubewilligungen für Wohnungen österreichweit ein Plus von 21 Prozent gegeben, in Wien sogar einen Anstieg um 57 Prozent. (APA)

(Reuters)

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