Taiwans Präsidentin will angeblich in New York Trumps Team treffen. Chinas Regierung versucht das mit aller Macht zu verhindern.
Nach dem Telefonat von Donald Trump mit der taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing Wen ist China nun wegen eines angeblich geplanten Treffens Tais mit Beratern des designierten US-Präsidenten alarmiert. Wie die taiwanische Zeitung "Liberty Times" am Mittwoch berichtete, will sie bei einer Reise nach Zentralamerika möglicherweise einen Zwischenstopp in New York einlegen.
Dabei will sie sich offenbar mit Trumps Übergangsteam treffen. Das Treffen würde demnach vor Trumps Amtsantritt am 20. Jänner stattfinden. Tsais Büro bestätigte die Pläne auf Anfrage nicht. Das chinesische Außenministerium forderte Washington aber auf, einen Zwischenstopp in den USA zu verhindern. Peking hoffe darauf, dass die US-Regierung weiter an der Ein-China-Politik und den bisherigen Vereinbarungen mit der Volksrepublik festhalte und Tsai die Durchreise untersage, erklärte das Ministerium gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Trump hatte am Freitag mit Tsai telefoniert, die ihm zu seinem Wahlsieg gratulierte. Dies stellte einen Bruch mit den jahrzehntelangen diplomatischen Gepflogenheiten dar.
Die USA hatten im Zuge ihrer Annäherung an die Volksrepublik China 1979 ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und die Führung in Peking als alleinige Regierung Chinas anerkannt - was als Ein-China-Politik bezeichnet wird. Zugleich unterhielt die US-Regierung inoffiziell aber stets freundschaftliche Kontakte zu Taipeh.
"Diplomatischer Anfänger"
Nach scharfer Kritik aus Peking an dem Telefonat griff Trump dann am Sonntag die chinesische Führung wegen ihrer Währungs- und Außenpolitik an. Schon während des Wahlkampfs hatte er China wiederholt beschuldigt, seine Währung zu manipulieren, um der verarbeitenden Industrie in den USA zu schaden. Zugleich drohte er mit Strafzöllen auf chinesische Waren.
Zu den neuen Provokationen Trumps äußerte sich Peking bisher nicht. In den chinesischen Staatsmedien wurde Trump als "diplomatischer Anfänger" kritisiert. Am Mittwoch forderte die Zeitung "Global Times" nun jedoch, bis zu Trumps Amtsantritt erst einmal abzuwarten und seine "Spiele" nicht mitzuspielen.
Nach einem Bericht der "Washington Post" war das Telefonat von Trump und Tsai wochenlang vorbereitet worden. Ob der designierte US-Präsident aber tatsächlich einen umfassenden Politikwechsel in der Taiwan-Frage plant, ist noch völlig unklar.
Seit Ende des Bürgerkrieges in China 1949 ist Taiwan ein Konfliktherd in Asien. Damals flüchteten die Truppen der autoritären chinesischen Nationalregierung der Kuomintang-Partei auf die Insel, so dass die herrschenden Kommunisten in Peking dort bis heute nur eine abtrünnigen Provinz sehen. Ihre Drohung mit Rückeroberung wird durch Hunderte Raketen unterstrichen, die auf Taiwan zielen.
(APA/AFP)