Ärztestreik: "Kammer verbreitet Falschinformationen"

Ärztestreik: "Kammer verbreitet Falschinformationen"
Ärztestreik: "Kammer verbreitet Falschinformationen"Die Presse
  • Drucken

Am Mittwoch bleiben in drei Bundesländer Ordinationen geschlossen. Kärntens Gesundheitslandesrätin Prettner übt scharfe Kritik.

Die Ärzte protestieren am Mittwoch gegen die geplante Gesundheitsreform. Aktionen sind dazu in allen Bundesländern geplant - in Wien, Kärnten und dem Burgenland bleiben die Ordinationen der Hausärzte geschlossen. Der Protest richtet sich vor allem gegen die geringere Steigerung der Gesundheitsausgaben und gegen die Möglichkeit zur Errichtung von Primärversorgungszentren.

Kärntens Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) übte am Montag scharfe Kritik an dem Streik. Die Ärztekammer verbreite im Zusammenhang mit den geplanten Primärversorgungszentren bewusste Falschinformationen, sagte Prettner bei einem Pressegespräch. Es sei "in keinster Weise" daran gedacht, den klassischen Hausarzt abzuschaffen.

"Dezidierter Blödsinn"

"Der Hausarzt bleibt, und es wird auch nicht weniger Kassenverträge für Allgemeinmediziner geben", unterstrich Prettner. Sechs solcher Primärversorgungszentren seien für Kärnten geplant, und dafür gebe es sechs zusätzliche Kassenverträge. "Eine weitere Falschinformation ist die Behauptung der Ärztekammer, es werde weniger Geld für das Gesundheitssystem geben, das ist ein dezidierter Blödsinn." 2014 habe Österreich 27 Milliarden Euro in diesem Bereich ausgegeben, bis 2021 würden es 4,6 Milliarden mehr sein. Prettner: "Das Ganze erweckt den Eindruck, dass die Ärztekammer bewusst eine Lösung blockiert."

Regierung sichert Hausärzten zentrale Rolle zu

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ),  Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) sowie die Spitzen der Sozialversicherung und Ländervertreter wenden sich angesichts der geplanten Proteste in einem Brief direkt an die Hausärzte. Man wolle neue Modelle der Primärversorgung fördern, heißt es darin: "Das können Zentren sein oder Netzwerke, wo mehrere HausärztInnen im Team mit anderen Gesundheitsberufen in einem organisatorischen Verbund miteinander kooperieren. Klar ist: Auch bei diesen neuen Modellen werden HausärztInnen eine zentrale Rolle spielen."

Die Primärversorgung bringe auch bessere und modernere Arbeitsbedingungen: die Möglichkeit zum Austausch im Team, leichtere Vertretungs-Regelungen und familienfreundlichere Arbeitszeiten. "Die niedergelassenen ÄrztInnen - ob in Einzelordinationen oder Gruppenpraxen - bleiben nach wie vor zentraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Niemand wird wegen der gesetzlichen Änderungen seinen bzw. ihren Kassenvertrag verlieren. Auch an der freien ÄrztInnenwahl wird sich nichts ändern", versichert die Politik den Ärzten.

In dem Schreiben, mit dem die Politik den Ärzten "Informationen und Klarstellungen bieten" will, wird auch darauf verwiesen, dass etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Gesundheitsversorgung ausgegeben werden. "Auch in den kommenden Jahren werden die Ausgaben steigen. Das ist gut so. Mit den Mitteln muss aber verantwortungsvoll und effizient umgegangen werden."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Artur Wechselberger
Politik

Ärztekammer überlegt weitere Protestmaßnahmen

Die Ärztekammer nimmt die Einladung von Gesundheitsministerin Oberhauser, erneut über Primärversorgungszentren zu verhandeln, an. An ihren Forderungen hält sie aber fest.
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser
Politik

Oberhauser will mit Ärztekammer verhandeln

Nach dem "Theaterdonner" will sich die Gesundheitsministerin Anfang 2017 wieder mit den Ärzten an einen Tisch setzen.
Politik

Sparpläne im Gesundheitswesen: „Ein genialer Trick“

Die „harten Sparpläne“ im Gesundheitswesen erweisen sich bei näherer Betrachtung als nicht ganz so hart. Steigerungen bis 6,1 Prozent sind möglich.
Wiener Gebietskrankenkasse prüft Klage gegen Ärztekammer
Politik

Wiener Gebietskrankenkasse prüft Klage gegen Ärztekammer

Die Wiener Ärztekammer empfahl Mitgliedern, sich am Streiktag nicht am E-Card-System anzumelden.
Innenpolitik

Gesundheitsökonom Pichlbauer: „Absolut genug Geld vorhanden“

Laut Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer werden die Mittel ineffizient eingesetzt. Hausärzte müssten seiner Ansicht nach für die Primärversorgung demonstrieren, nicht dagegen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.