Ärztestreik: Patientenanwalt Bachinger sieht "unnötiges Theater"

"Standespolitik gehört nicht in die Ordinationen", betont Bachinger.

Patientenanwalt Gerald Bachinger hält den Ärztestreik für eine "unnötiges Theater" einer Funktionärs-Kaste, die offenbar den Kontakt zu den Patienten verloren habe. Er hielt am Mittwoch der Ärztekammer vor, "vollkommen gegen die Interessen der Patienten" zu agieren.

Besonders betroffen von den Ordinationsschließungen seien chronisch Kranke, die laufend Kontakt zu den Ärzten haben. Diese Patienten würden andere Organisationsformen mit multiprofessionellen Angeboten und besserem Service wie längeren Öffnungszeiten dringend benötigen, meinte Bachinger.

Der Patientenanwalt betonte, dass er durchaus Verständnis dafür habe, wenn Konflikte ausgetragen werden. Wenn Ärzte aber Patienten, die von ihnen abhängig seien, als Faustpfand für die Durchsetzung eigener Interessen nehmen, dann sei eine "rote Linie überschritten". "Standespolitik gehört nicht in die Ordinationen. Das ist ein absolutes No Go", betonte Bachinger.

Für den Fall, dass die Ärztekammer wie angekündigt im neuen Jahr weitere Protestaktionen durchführen sollte, "schaufeln sich die Herrn Funktionäre ihr eigenes Grab", meinte der Patientenanwalt. Wenn der Streik ausgeweitet werden sollte, werde man merken, dass die derzeitigen Strukturen nicht notwendig seien und die Patienten auch andere Möglichkeiten hätten.

Die von der Ärztekammer angedrohte Aufkündigung des Gesamtvertrages ist für Bachiner "kein Schreckensszenario" - im Gegenteil fordert er die Standesvertretung sogar auf, das tatsächlich zu machen: "Bitte kündigt den Gesamtvertrag." Dann werde nämlich eine Situation entstehen, in der man etwas ganz Neues aufbauen kann. Da es etwa eineinhalb Jahre dauert, bis eine Vertragskündigung tatsächlich wirksam wird, gebe es genügend Zeit, um ein neues System zu etablieren.

(APA)


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