Sanierung katapultiert Leipnik auf Rekordkurs

BILANZ PK LEIPNIK LUNDENBURGER INVEST: PROeLL
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Die Mühlen- und Kaffeegruppe verdoppelt ihren Gewinn.

Wien. Als Josef Pröll vor fünf Jahren aus der Politik an die Spitze der zu Raiffeisen gehörenden Leipnik-Lundenburger Invest (LLI) wechselte, schrieb der Mühlenkonzern zwar Gewinne. Aber berauschend waren die Ergebnisse nicht, und im Geschäftsjahr 2013/14 gab es einen herben Verlust von 67,1 Mio. Euro. Das Minus war hauptsächlich hohen Abschreibungen infolge umfangreicher Restrukturierungen im Hauptgeschäftsbereich Mehl und Mühle geschuldet.

Jetzt tragen Prölls harte Sanierungsmaßnahmen Früchte: „Wir haben 2015/16 ein Rekordergebnis erzielt – wo Reformen möglich sind, geht auch etwas weiter“, sagte Pröll am Freitag. So soll es auch im Jubiläumsjahr 2016/17 gut laufen, in dem die Gesellschaft ihren 150. Geburtstag feiert. Pröll hält nichts von Stillstand – und so kündigt er im Mühlenbereich weitere Anstrengungen bei der Modernisierung der Technologien von bestehenden Mühlen sowie im Marketing an. Bei einem gesättigten Markt erfolge Wachstum nur über den Verdrängungswettbewerb – „diesen wollen wir nicht über den Preis, sondern unsere starken Marken führen“, ergänzte Vorstand Kurt Miesenböck.

Zwölf Mio. Euro werden in den Ausbau einer Mühle in Polen investiert, mit 20 bis 25 Mio. Euro erfolgt ein Neubau einer Mühle in Tschechien. Insgesamt wurden an die 40 Mio. Euro investiert.

24 Mühlen in sieben Ländern mit Schwerpunkt Zentral- und Osteuropa betreibt die LLI nun mit 2150 Beschäftigten, wobei 80 Prozent des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet werden. Verarbeitet wurden 2,8 Mio. Tonnen Getreide. Rund 80 Prozent des Mehlabsatzes gehen in die Industrie, nur 20 Prozent verbrauchen Haushalte – Tendenz rückläufig. Dem Wunsch spezialisierter Backbetriebe nach besonderen Mehlen könne man als großer Mühlenbetreiber eher nachkommen.

Das zweite Standbein der LLI ist Café+Co, das in sieben Ländern mit 1400 Mitarbeitern 70.000 Kaffeeautomaten betreibt sowie Kaffeemaschinen verkauft. Im Vorjahr hat man sich eine eigene Rösterei – Naber – zugelegt. Für das neue Geschäftsjahr hat der zuständige Vorstand Michael Kafesie zwei Schwerpunkte ausgegeben: einerseits Recycling, wobei man durch den Ersatz der Kunststoff- durch Papierbecher bis zu 500 Tonnen Kunststoff sparen will. Und andererseits wird an bargeldlosen Bezahllösungen gearbeitet.

Fokus auf Kerngeschäft

Aufbauend auf dem Vorjahr, in dem der Turnaround gelungen ist, schaffte die LLI im Geschäftsjahr 2015/16 (Ende September) ein Umsatzplus von 3,8 Prozent auf 1,036 Mrd. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) verdoppelte sich von 43,9 auf 90,6 Mio. Euro.

„Wir haben vier unrentable Mühlen zugesperrt und uns aus dem Bäckereigeschäft zurückgezogen“, umriss Pröll die Schwerpunkte der strukturellen Neuausrichtung. Darüber hinaus seien das Management neu aufgestellt, Organisation und Vertrieb völlig umgekrempelt worden. „Die Strategie lautet klar Konzentration auf das Kerngeschäft Mehl und Mühle sowie Kaffee, da gibt es kein Wenn und Aber“, betonte Pröll. Diesen Weg werde man auch weiter beschreiten. „Wir sind der größte Mehlkonzern Europas mit Marktanteilen von 20 bis über 30 Prozent, wie etwa in Österreich mit ,Fini's Feinstes‘.“ Die LLI besitze inzwischen aber auch die Kostenführerschaft.

Diese Erfolgsstory schreie doch nach einer Fortsetzung an der Börse? Pröll schmunzelt, hat er doch selbst darauf hingewiesen, dass das Unternehmen schon 1893 an der Wiener Börse notiert war. „Das ist kein Thema, unsere Eigentümer sind mit uns sehr zufrieden.“ Haupteigentümer der LLI sind die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien und die RZB, die ihre Anteile nun in die fusionierte RBI einbringt. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2016)

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