Max Franz genoss das Fest, das für den Sieger der Gröden-Abfahrt gefeiert wurde. Der Kärntner schien befreit, er dankte der Familie. "Ich will aber noch mehr."
St. Christina. Max Franz hat Österreichs Ski-Imperium von einer großen Last befreit. Der 27-Jährige aus Weißbriach im Bezirk Hermagor beendete in Gröden eine Leidensphase von über 21 Monaten ohne Abfahrtssieg, 651 Tage des Hinterherfahrens, Hinterfragens. Zu verdanken hat der Spross einer Skifahrerfamilie seine Karriere aber nicht zuletzt seinem Cousin, Werner Franz. Dass ihn einst der Papa auf die Skier gestellt und in der familieneigenen Skischule den Spaß an der Sache vermittelt hat, versteht sich von selbst.
„Ich bin einfach nur brutal glücklich jetzt“, sagte Franz und vergoss Tränen. Ihm gönnte man im Skizirkus diesen Erfolg besonders, die Emotionen freilich ebenso. „Die glasigen Augen sind dann aufgebrochen. Keine Chance“, beschrieb er den Moment, als er in Gröden seine Herzensmenschen umarmte und ihm die Realität seines Premierensiegs begreiflich wurde. „Papa und Onkel, die leben ja auch fürs Skifahren. Sie peilen das genauso an, und wenn's dann wirklich da ist, ist es ein wunderschöner Moment!“
Papa, Opa und Onkel
In seiner Kindheit und Jugend seien die beiden „bei jedem Rennen dabei gewesen. Wenn es am Vortag geheißen hat: ,Gehen wir morgen trainieren?‘, sind sie am nächsten Tag schon oben gestanden.“ Vater Max sei innerhalb des familiären Systems für das Skifahren zuständig gewesen, Onkel Werner „fürs Rennfahren“. Wobei der Onkel nicht mit Ex-ÖSV-Abfahrer Werner Franz zu verwechseln ist, der seit heuer als zusätzlicher Trainer der Speedgruppe gerade mit Cousin Max häufig individuell arbeitet. „Ich glaube, Werner ist für das ganze Team sehr wertvoll“, betonte Franz. „Er hat alles mitgemacht, was du mitmachen kannst, Verletzungen, ist Quali gefahren. Er hat damit ganz andere Sichtweisen.“
Die Saslong gehörte an diesem Tag aber nur ihm. Schlagen hätte Franz wohl nur Aksel Lund Svindal können. Doch er verpatzte die Einfahrt zur Schlüsselstelle Ciaslat völlig, fuhr dafür die Zielpassage außerordentlich gut, weshalb dem fünffachen Gröden-Gewinner am Ende läppische vier Hundertstel auf den Sieger fehlten. Franz wartete geduldig, er selbst habe aber nach all den Rückschlägen, Verletzungen und Enttäuschungen nie an sich und damit auch an diesem Sieg nicht mehr gezweifelt. „Ich weiß, ich kann richtig gut Ski fahren. Es muss nur dann alles zusammenpassen. Die Leichtigkeit beim Skifahren ist brutal wichtig. Dass jeder Schwung sitzt, die Selbstverständlichkeit muss einfach da sein.“ Sie komme wiederum vor allem mit guten Ergebnissen.
Bereits heute steht aber bereits wieder ein Trainingstag in Santa Caterina an, wo nach Weihnachten, am 28. Dezember, die nächste Abfahrt stattfindet. Die interne Qualifikation wird ihm erspart bleiben. Er sagt: „Ich will ganz hinauf. Einmal hab ich es jetzt geschafft, jetzt geht es weiter.“ (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2016)