Der Angreifer war nach Angaben des Bürgermeisters Polizist. Der Täter soll "Rache" für Aleppo gerufen und mehrere Schüsse abgegeben haben. Botschafter Karlow erlag seinen Verletzungen.
Bei einem bewaffneten Angriff in Ankara ist der russische Botschafter türkischen Medienberichten zufolge getötet worden. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Ria, ein Sprecher des russischen Außenministeriums bestätigte dies später gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Andrej Karlow sei am Montag bei einer Kunstausstellung in der türkischen Hauptstadt angeschossen worden, hatten zunächst die türkische Fernsehsender NTV und CNN-Türk berichtet. Mehrere weitere Menschen wurden demnach bei dem Angriff verletzt.
Nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt war der Täter ein türkischer Polizist. "Der Angreifer ist von der Polizei", schrieb Melih Gökcek am Montagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der Angreifer wurde mittlerweile "neutralisiert", schrieb eine türkische Nachrichtenagentur.
Das Attentat ereignete sich während einer Ausstellungseröffnung im Cagdas Sanatlar Merkezi, einer wichtigen Ausstellungshalle im Cankaya-Viertel, in dem die russische sowie viele andere Botschaften liegen.
"Rache" für Aleppo
Nach Angaben eines Augenzeugen hat der Angreifer bei der Attacke auf den russischen Botschafter in Ankara von "Rache" für das russische Vorgehen in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo gesprochen. Das meldete am Montag die Nachrichtenagentur AFP.
Aus russischen Botschaftskreisen hieß es zuvor laut türkischen Medien, die Attacke habe einen islamistischen Hintergrund.
Ministertreffen soll wie geplant stattfinden
Das für Dienstag geplante Treffen der Außen- und Verteidigungsminister Russlands, der Türkei und des Irans soll trotz des Attentats auf den russischen Botschafter in Ankara stattfinden. Dies erklärte der ranghohe russische Parlamentsabgeordnete Leonid Slutski am Montagabend in Moskau nach einem Bericht der Agentur Interfax. Bei dem Treffen soll es um den künftigen Kurs im Syrien-Konflikt gehen.
Telefonat zwischen Erdogan und Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin und sein türkische Amtskollege Recep Tayyip Erdogan haben nach tödlichen Schüssen telefoniert. Erdogan habe Putin über die Attacke informiert, teilten die türkischen Behörden am Freitagabend mit.
In einer Erklärung verurteilte das türkische Außenministerium die "niederträchtige terroristische Tat". Der Angriff dürfe keinen "Schatten" über die türkisch-russische Freundschaft werfen", hieß es. Verurteilungen der Bluttat gab es auch aus Paris und Berlin.
Proteste vor der Botschaft Russlands
In den vergangenen Tagen hatte es in der Türkei wiederholt Proteste vor den Botschaften des Iran und Russlands wegen deren Unterstützung für die Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen die Rebellen im syrischen Aleppo gegeben. In der türkischen Bevölkerung ist die Empörung groß über das Vorgehen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad in der nordsyrischen Großstadt, die inzwischen von der syrischen Armee fast vollständig von den Rebellen zurückerobert wurde.
Der Zwischenfall könnte ein Rückschlag für die bilateralen Beziehungen sein. Ankara und Moskau hatten sich zuletzt wieder deutlich angenähert, nach einer schweren Krise 2015. Damals hatte die Türkei einen russischen Kampfjet im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen, der Kreml verhängte Sanktionen. An diesem Dienstag beraten Minister aus der Türkei, Russland und dem Iran in Moskau über den Syrien-Konflikt.
(APA/Reuters/AFP)