Facebook soll vor dem Kauf von Whatsapp vorsätzlich oder fahrlässig falsche oder irreführende Angaben gemacht haben.
Die EU-Kommission knöpft sich erneut einen US-Internetkonzern vor und beschuldigt Facebook, falsche Angaben bei der Übernahme der Kommunikationsplattform Whatsapp gemacht zu haben. Die Brüsseler Wettbewerbshüter forderten von dem Internetportal am Dienstag eine Reaktion auf die Vorwürfe bis zum 31. Januar und drohten andernfalls mit einer Geldbuße von einem Prozent des Umsatzes des weltgrößten sozialen Netzwerks. Die Beschwerdepunkte stellten indes nicht den 22 Milliarden Dollar schweren Kauf von Whatsapp selbst infrage, betonte die EU-Behörde. Facebook teilte mit, bei der Übernahme 2014 korrekte Informationen abgegeben zu haben.
Nach Angaben der EU-Kommission hat der US-Konzern bei der Anmeldung der Übernahme von Whatsapp erklärt, es sei nicht möglich, einen zuverlässigen automatischen Abgleich zwischen den Benutzerkonten beider Unternehmen einzurichten. Die Möglichkeit dieses Abgleichs habe aber in Wahrheit bereits damals bestanden, kritisierte die EU-Behörde. "Daher befürchtet die Kommission zum jetzigen Zeitpunkt, dass Facebook der Kommission gegenüber vorsätzlich oder fahrlässig falsche oder irreführende Angaben gemacht und damit seine Verpflichtungen nach der EU-Fusionskontrollverordnung verletzt hat."
Der Austausch von Kundendaten zwischen Whatsapp und Facebook hatte zuletzt auch die Datenschützer in Deutschland auf den Plan gerufen. Zuvor hatte Whatsapp mitgeteilt, die einem Nutzerkonto zugeordnete Handynummer künftig dem Mutterkonzern zu übermitteln.
Eine Sprecherin von Facebook äußerte sich zuversichtlich, dass die Überprüfung der Fakten die guten Absichten in den Entscheidungen des Konzerns bestätigen werden. Das Unternehmen sei bereit zur Kooperation mit der EU-Kommission und die Informationen bereitstellen, die zur Klärung der Fragen notwendig seien.
Die EU-Behörde nimmt derzeit in weiteren Verfahren die Marktmacht des US-Suchmaschinenkonzerns Google unter die Lupe und fordert vom iPhone-Hersteller Apple eine milliardenschwere Rückzahlung von Steuern an Irland.
(Reuters)