Folge 9/11. In der letzten Folge haben wir Ihnen geraten, sich nicht von Irrelevantem ablenken zu lassen. Heute geht es darum, nichts Wichtiges zu übersehen.
Das heißt natürlich nicht, dass Sie jede nur mögliche Information berücksichtigen müssen. Damit wären Sie heillos überfordert.
Deshalb arbeiten Menschen mit Heuristiken (Faustregeln). Eine solche lautet, die erste Option zu wählen, die gut genug ist. Auch best practices sind Faustregeln.
Heuristiken sind gut, haben aber eine Schwachstelle: Bestätigungsfehler. Dabei nehmen Sie nur mehr die Informationen wahr, die mit Ihrer Meinung übereinstimmen:
- Bei Wahrnehmungsfehlern „übersehen“ Sie wichtige Informationen oder lassen sich durch vorab gestreute Informationen beeinflussen (was ja in so manchem Wahlkampf vorkommen soll).
- Auch Ihre Erinnerung lässt sich austricksen. Etwa wenn Sie nur nach dem letzten Eindruck bewerten, der alle anderen überlagert (Recency-Effekt).
- Interpretationsfehler passieren, wenn Sie nur eine einzige mögliche Hypothese in Erwägung ziehen.
- Eine Meisterin im Wunschdenken war Pippi Langstrumpf: „Wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt.“ Das fördert Denkfehler aller Art.
- Bei logischer Blindheit nehmen Sie Informationen nicht richtig wahr, weil Sie nicht erkennen, dass sie gegen eine Hypothese sprechen.
Was hilft nun gegen Bestätigungsfehler? Halten Sie sich stets ihre Möglichkeit vor Augen. Fragen Sie unterschiedliche Menschen zu ihren Einschätzungen, aber beeinflussen Sie sie dabei nicht. Zapfen Sie die Schwarmintelligenz an, aber bedenken Sie, dass es auch Schwarmidiote gibt.
Oder Sie betätigen sich als Advocatus Diaboli und fragen Sie sich, wie denn der Gegner argumentieren würde. Ein weiterer Denktrick: Fragen Sie sich einfach, was alles schiefgehen kann. Meist kommen Ihnen dann die besten Ideen.
Nächste Folge (10/11):
Nie wieder manipuliert werden: Bekämpfen Sie Ihre Denkschwächen
Die Anregungen für diese Serie stammen aus dem Buch
Nikil Mukerji: Die 10 Gebote des gesunden Menschenverstandes, Springer Verlag