Serie 10/11. Denkschwächen sind meist Varianten einseitigen Denkens. Hier lernen Sie die wichtigsten kennen.
Oft wird das Vergleichsargument strapaziert. Hier werden zwei Themen gleichgesetzt und daraus (falsche) Schlüsse gezogen: „Christian war Brillenträger und Anna hat sich in ihn verliebt. Ich trage auch eine Brille. Also wird Anna sich auch in mich verlieben.“
Solche Analogien sind logisch schlichtweg falsch. Einzige Ausnahme: Als Metapher in nicht-argumentativer Absicht sind sie erlaubt. So verglich etwa Spiegel-Journalist Jan Fleischmann Donald Trumps Frisur mit der „Landebahn einer Wildente“.
Böse Folgen können auch vorschnelle Verallgemeinerungen haben. Hier schließen Sie von Einzelfällen auf eine allgemeine These. Berücksichtigen Sie nur einen einzigen Fall, ist das ein anekdotischer Beleg.
Wenn zwei Ereignisse oft zusammen auftreten, vermuten wir oft einen Zusammenhang (cum hoc, ergo propter hoc), so wie bei „Sport macht gesund“ (siehe Folge 3/11). Doch Achtung, der kann aber auch purer Zufall sein: US-Filmschauspieler Nicolas Cage dreht im Jahr genauso viele Filme wie in den USA Menschen im Swimming Pool ertrinken. Einen Zusammenhang gibt es trotzdem nicht.
Die Sache mit der Wahrscheinlichkeit
Tom, ein junger Deutscher, ist intelligent und interessiert sich für Philosophie. Was studiert er wohl?
Wenn Sie jetzt „Philosophie“ antworten, irren Sie mit großer Wahrscheinlichkeit. Nur 0,5 Prozent der männlichen Deutschen studieren Philosophie, weit mehr Massenstudien wie etwa BWL. Daher ist es wahrscheinlicher, dass Tom BWL studiert und Philosophie nur sein Hobby ist. Solche logischen Fehlschlüsse (die man durch gezielte Manipulation leicht verursachen kann) heißen Prävalenzfehler.
Ein falsches Dilemma ist eine entweder-oder-Option, die alle weiteren Optionen ausschließt. Auch so zwingen versierte Manipulatoren Menschen zu falschen Entscheidungen. So wie George W. Bush’s Dilemmafrage nach 9/11 „either you are with us, or you are with the terrorists.“ Was hätte das neutrale Österreich darauf antworten sollen?
Den Bezugsrahmen ändern
Ein paar texanische Scharfschützen waren so betrunken, dass sie die Zielscheibe nicht mehr trafen. Trotzdem wollten sie einen Schießwettbewerb veranstalten. Was taten sie? Sie ernannten einfach das weit größere Scheunentor zur neuen Zielscheibe. Das brachte ihnen eine Erwähnung in sämtlichen Logik- und Manipulationslehrbüchern. Nach ihnen heißt diese Art der unlauteten Rechtfertigung Texanischer Scharfschütze.
Nächste Folge (10/11):
Nie wieder manipuliert werden: Übersehen Sie nichts
Alle früheren Folgen finden Sie hier.
Die Anregungen für diese Serie stammen aus dem Buch
Nikil Mukerji: Die 10 Gebote des gesunden Menschenverstandes, Springer Verlag