EU sieht sich von Facebook getäuscht

(c) APA/AFP/JUSTIN TALLIS
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Die EU-Kommission wirft dem weltgrößten Online-Netzwerk irreführende Angaben bei der Übernahme von WhatsApp vor. Facebook droht nun eine Strafe.

Brüssel. Die EU-Kommission wirft Facebook irreführende Angaben bei der Übernahme von WhatsApp im Jahr 2014 vor. Der Deal wird dadurch zwar nicht infrage gestellt, aber dem weltgrößten Online-Netzwerk drohen am Ende des Verfahrens eine Strafe sowie die Schmach, einer möglichen Lüge bezichtigt zu werden.

„In diesem speziellen Fall vertritt die Kommission die vorläufige Auffassung, dass Facebook im Rahmen der Prüfung der Übernahme von WhatsApp falsche oder irreführende Angaben gemacht hat“, sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Facebook erwiderte in einer ersten Reaktion, man habe stets korrekte Angaben gemacht.

Daten wurden verknüpft

Die EU-Kommission erklärte am Mittwoch, Facebook habe bei der Prüfung des WhatsApp-Deals angegeben, dass es nicht zuverlässig möglich sein werde, einen automatischen Datenabgleich zwischen den Benutzerkonten der Dienste einzurichten. Im August 2016 hatte Facebook jedoch angekündigt, künftig die Telefonnummern von WhatsApp-Nutzern mit Facebook-Profilen zu verknüpfen.

Die EU-Wettbewerbshüter sind nun der Ansicht, „dass entgegen der Aussagen und Stellungnahmen von Facebook während des Prüfverfahrens die technische Möglichkeit eines automatischen Abgleichs der Facebook-Nutzerprofile mit WhatsApp-Nutzerprofilen bereits im Jahr 2014 bestanden hat“. Die Kommission befürchte daher, dass Facebook vorsätzlich oder fahrlässig falsche oder irreführende Angaben gemacht habe. Das sei eine vorläufige Einschätzung, schränkte die Brüsseler Behörde ein.

Facebook hat nun bis Ende Jänner Zeit, sich offiziell zu dem Vorwurf zu äußern. „Wir haben stets korrekte Informationen über unsere technischen Möglichkeiten und Pläne zur Verfügung gestellt“, betonte ein Facebook-Sprecher. Das sei sowohl bei den Angaben zur Übernahme 2014 als auch zu den Plänen für eine Verknüpfung der Daten in diesem Jahr so gewesen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2016)

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