"Italiens Bankensystem steht nicht am Rand des Abgrunds"

Italiens Finanzminister Pier Carlo Padoan kann man nur "buona fortuna" wünschen.
Italiens Finanzminister Pier Carlo Padoan kann man nur "buona fortuna" wünschen.(c) REUTERS/ALESSANDRO BIANCHI
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Italiens Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan kalmiert und will ein 20 Milliarden Euro schwers Notfall-Paket auf den Weg bringen. Währenddessen schlägt Krisenbank Monte dei Paschi Alarm.

Laut dem italienischen Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan steht Italiens Bankensystem trotz Problemen mit dem Geldhaus Monte Paschi di Siena (MPS) und mit anderen Instituten nicht am "Rande des Abgrunds". "Es gibt jedoch einige Krisenelemente, die Vorbeugungsmaßnahmen erfordern könnten", sagte Padoan laut Medienangaben.
Der Minister gab zu verstehen, dass die Regierung voraussichtlich am Donnerstag ein Dekret verabschieden könnte, um bis zu 20 Milliarden Euro an neuen Schulden aufzunehmen. Damit soll der Staat im Notfall angeschlagene Banken retten. Details zum Dekret wollte Padoan keine enthüllen. Die Maßnahme muss vom Parlament abgesegnet werden. Er rief alle Oppositionsparteien zur Zusammenarbeit auf.

Die Staatsverschuldung zu erhöhen könnte notwendig werden, um Maßnahmen umzusetzen, die auf den Schutz von Sparern abzielten, sollten sich Risiken im Finanzsektor verwirklichen, berichtete Padoan. Er schloss aus, dass die Aufnahme neuer Schulden zur Bankenrettung sich negativ auf Italiens Haushalt auswirken würde.

Der italienische Bankensektor ist schwer angeschlagen, die Geldhäuser ächzen unter einem Berg fauler Kredite. Besonders kritisch ist die Lage der Bank Monte dei Paschi di Siena, die gerade eine Kapitalerhöhung versucht, um Verluste bei der Auslagerung fauler Kredite ausgleichen zu können. Bis Ende des Jahres muss sie den im Sommer vereinbarten Rettungsplan erfüllen.

Am Montag startete der Verkauf von neuen Aktien, der die Bank mit frischem Geld versorgen und Staatshilfeabwenden soll. Bis zum Jahresende soll das Eigenkapital um fünf Milliarden Euro aufgestockt werden. Gelingt das nicht, könnte die Bank um Staatshilfe bitten - was jedoch mit den europäischen Abwicklungsregeln schwer zu vereinbaren ist.

Noch Geld für vier Monate

Die Lage bei der krisengeplagten italienischen Bank Monte dei Paschi ist dagegen offenbar kritischer als bisher angenommen. Das Geld reiche nur noch für vier Monate, teilte das Institut am Mittwoch mit. Bisher war sie davon ausgegangen, dass die Liquidität noch für elf Monate reichen wird. Derzeit wird diese auf etwa 10,6 Mrd. Euro beziffert.

Die Bank ächzt wie viele in der italienischen Branche unter einem Berg fauler Kredite, der sich im Zuge der Konjunkturflaute angehäuft hat. Die Regierung in Rom hat bereits konkrete Schritte für eine Rettungsaktion eingeleitet und will sich 20 Mrd. Euro zur Stabilisierung des Sektors leihen.

(APA/Reuters)

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