Roščić-Bestellung: "Entwürdigung" und "gute Wahl"

Bogdan Roščić
Bogdan Roščić (c) APA (HERBERT NEUBAUER)
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Staatsopern-Direktor Dominique Meyer hätte sich Verlängerung verdient, meint die FPÖ. Die Bestellung von Bogdan Roščić sei eine "Skandal". Die Grünen loben die "außergewöhnliche Wahl".

Die Bestellung eines neuen Direktors für die Wiener Staatsoper ist in Österreich naturgemäß ein Streitthema - und so unterschiedlich fallen auch die Reaktionen auf die Ankündigung von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) aus, dass der Musikmanager Bogdan Roščić das Haus am Ring ab 2020 leiten wird.

SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel lobte die Bestellung ihres Parteifreunds erwartungsgemäß. Diese sei "innovativ und zukunftsweisend". "Bogdan Roščić bringt durch sein Alter und seinen beruflichen Werdegang die richtigen Voraussetzungen für die Herausforderungen mit, der sich die Opernkunst im 21. Jahrhundert stellen muss. So geht es u.a. darum, neues, jüngeres Publikum für die Oper zu begeistern und neue Zugänge - Stichwort Digitalisierung - zu finden", so Hakel.

"Entwürdigung der Wiener Staatsoper"

Eine "Skandal-Bestellung" und "Entwürdigung der Wiener Staatsoper" ist für FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz die Kür Roščićs. Es gehe nicht an, dass eine Person ohne berufliche Erfahrung mit dem Musiktheater Leiter eines der führenden Opernhäuser der Welt und Aushängeschild der Kulturnation Österreich werde, so Rosenkranz in einer Aussendung.

Der FPÖ-Abgeordnete hob die "hervorragende Auslastung" der Wiener Staatsoper hervor, Direktor Dominique Meyer habe beste Kontakte zu den Akteuren gehabt. "Jetzt werden wir erleben, wie (das von Roscics Schwester Dodo moderierte ORF-Format, Anm.) Taxi Orange und ähnliche Elemente in der Wiener Staatsoper Einzug halten. Vielleicht sitzt Roscic demnächst auch noch als Juror in einer Opern-Starmania", meinte Rosenkranz.

Aus freiheitlicher Sicht könne eine solche Bestellung nur als untaugliches Element gesehen werden, mit dem die Kulturnation Österreich um einen Teil mehr abgewirtschaftet werde.

"Einer der kreativen Köpfe der Kulturbranche"

Der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, gratuliert dagegen Roščić und bezeichnete dessen Bestellung als "außergewöhnliche Wahl eines kreativen Kopfs aus der Kulturbranche". "Ich kenne Bogdan Roščić noch aus dem ORF. Er hat schon dort bewiesen, dass er einer der kreativen Köpfe der Kulturbranche ist. Mit ihm kommt frischer Wind in die Staatsoper, die sich auf eine Neuausrichtung freuen darf. Als Quereinsteiger ist der ehemalige Ö3-Chef eine außergewöhnliche, aber eine gute Wahl", so Zinggl.

ÖVP enthält sich Wertung

Die ÖVP enthielt sich einer wertenden Aussage. Als "überraschende Entscheidung" bezeichnet ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter die Entscheidung. "Ich wünsche Bogdan Roščić dafür alles Gute und das nötige Glück", so Fekter. Der designierte Staatsopern-Direktor sei ein genauer Kenner der Künstlerszene und beherrsche die Medienlandschaft hervorragend. "Die Staatsoper zu führen ist eine herausfordernde Managementaufgabe. Die bisherigen Tätigkeiten von Bogdan Roščić lassen darauf schließen, dass er dafür die nötigen Voraussetzungen mitbringt". 

(APA)

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