Gruppenabgang bei „News“

EVA WEISSBERGER WIRD NEUE CHEFIN DER KLEINEN ZEITUNG IN K�RNTEN
EVA WEISSBERGER WIRD NEUE CHEFIN DER KLEINEN ZEITUNG IN K�RNTEN(c) APA/OTS/PETER MELBINGER
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Chefredakteurin Eva Weissenberger und gut zehn Mitglieder ihres Teams verlassen das Wochenmagazin. Vizechefin Esther Mitterstieler übernimmt ab Februar.

Ein kleines Erdbeben hat am Mittwoch in der österreichischen Medienbranche stattgefunden. Das Magazin „News“ verliert mit einem Schlag mehr als zehn Mitarbeiter. Eva Weissenberger, seit dem Frühjahr 2015 Chefredakteurin, verlässt das Magazin mit Februar einvernehmlich – und ein großer Teil ihres Kernteams folgt ihr. Ihre Stellvertreterin, Julia Ortner, geht ebenso wie Art-Direktor Christian Sulzenbacher, Gourmetautor Severin Corti, Textchef Wolfgang Kralicek, Daniel Steinlechner aus der Innenpolitik, Christopher Wurmdobler aus dem Lifestyle-Bereich, Irene Zöhrer aus der Chronik und Onlineredakteurin Susanne Jelinek. Und das sind nur die freiwilligen Abgänge. Ein Handvoll weiterer Mitarbeiter ist entweder schon gegangen oder beendet das Arbeitsverhältnis mit Jahresende.

Die neue Chefredakteurin, Esther Mitterstieler, übernimmt das Magazin in einer äußerst prekären Situation. Zwar kennt sie „News“ als Vizechefin und Leiterin des Wirtschaftsressorts. Ohne die feiertagsbedingte Zwangspause wäre die vermutlich größte Gruppenabwanderung in der jüngeren österreichischen Mediengeschichte aber kaum zu stemmen. „News“ erscheint erst wieder am ersten Jännerwochenende; in der zweiwöchigen Produktionspause muss Mitterstieler ihr dezimiertes Team auf das Weitermachen einschwören und langfristig an der Ausrichtung feilen.

Pirker will mehr Politik, mehr Relevanz

Horst Pirker war am Mittwoch in einem E-Mail an die Mitarbeiter und gegenüber der APA und dem Ö1-„Mittagsjournal“ zwar voll des Lobes für Weissenberger und ihre Arbeit. Er betonte etwa, dass sie das Heft „maßgeblich weiterentwickelt“ und stabilisiert habe. Für die Bewältigung dieser „Herkulesaufgabe“ sei er ihr auch dankbar. Dennoch soll er mit der jüngsten Positionierung des Magazins abseits seines harten Nachrichtenkerns nicht zufrieden gewesen sein. Den „Salzburger Nachrichten“ sagte er kürzlich, das Heft im nächsten Jahr „etwas anders akzentuieren“ zu wollen. Die ruhigere, weiblichere Ausrichtung seit dem Relaunch habe „auf den genetischen Code von ,News‘ zu wenig Rücksicht genommen“. Mitterstieler, die bis 2012 Chefredakteurin des „Wirtschaftsblattes“ war, soll das Heft nun wieder etwas politischer und relevanter machen, heißt es. Wie das gehen soll, ohne dabei einen für die Leser und Inserenten verwirrenden Zickzackkurs zu fahren, wird sich weisen. Mitterstieler ist (je nach Zählart) die neunte Chefin des von Wolfgang Fellner 1992 gegründeten Magazins.

Weissenberger verlegte den Erscheinungstag des Magazins von Donnerstag auf Samstag und konnte es in einigen Bereichen, etwa bei der Auflage, stabilisieren, doch das Bilanzminus von knapp fünf Millionen Euro war nicht zu verhindern. Sie soll nach zwei intensiven Jahren keine Chance mehr gesehen haben, ihr Konzept angesichts eines hohen Spardrucks durchzusetzen.

Obwohl Pirker „News“ auch 2017 ein Minus in Millionenhöhe prophezeit, will er es nicht einstellen, wie er immer wieder betont. Seit Juni 2016 ist Pirker nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Mehrheitseigentümer der Verlagsgruppe News. Er übernahm die Anteile des deutschen Verlags Gruner + Jahr.

Weissenberger wird vor allem von Teilen der alten Stammmannschaft des Magazins vorgeworfen, aus „News“ einen manierierten „Falter“ gemacht zu haben. Das auch deshalb, weil sie einige Redakteure vom politischen Wochenmagazin holte. Im satirischen „Falter“-Jahresranking „Best of Böse“ erreicht Horst Pirker heuer Platz 32. Begründung: „Er fährt jetzt den News-Verlag an die Wand. Plattmacher statt Blattmacher.“

Der Großteil des Teams soll bereits die Schreibtische geräumt haben. Die Zukunft von Weissenberger und Ortner sehen manche im ORF. Weissenberger war nach Stationen bei „Presse“, „Falter“ und ORF von 2012 bis 2014 Chefredakteurin der Kärntner „Kleinen Zeitung“. Julia Ortner wechselte 2011 vom „Falter“ in die „Zeit im Bild 2“-Redaktion. Beobachter halten es für möglich, dass sie dorthin als Vizechefin zurückkehrt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2016)

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