Generalmusikdirektor kommt

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Bogdan Roščić strebt einen musikalischen „Thinktank“ an. Er erwähnte den Dirigenten Teo Currentzis und nannte Mahler als Vorbild.

„Es steht für mich außer Frage, dass die Wiener Staatsoper einen Generalmusikdirektor haben muss“, erklärte Bogdan Roščić, designierter Staatsoperndirektor, am Mittwoch bei der Pressekonferenz. Der GMD soll im Mittelpunkt eines musikalischen „Thinktanks“ stehen und möglichst wenige Verpflichtungen außer der Staatsoper haben.

Namen nannte Roščić keine. Er erwähnte jedoch den griechischen Dirigenten Teo Currentzis, der als Nächstes am 12./13. Jänner die Wiener Symphoniker im Konzerthaus dirigiert. Der ehemalige Staatsopern-GMD Franz Welser-Möst zollte Roščić Lob: Dieser sei „ein echter Macher“, er wirke „höchst ambitioniert und in seinem Denken nicht provinziell“. Roščićs Analyse der Situation der Opernhäuser zeige, dass „er sehr hell und sehr wach“ sei. „Ich werde selbstverständlich vollkommen offen in die von ihm angekündigten Gespräche gehen. Die Wiener Staatsoper kann mir gar nicht egal sein“, so Welser-Möst: Positiv sei, dass das Staatsopernorchester (bzw. die mit diesem teilweise identischen Philharmoniker) „Roščić kennt und schätzt“. Konkrete Opernprojekte wollte Roščić noch nicht nennen. Als sein Vorbild bezeichnete er den Komponisten Gustav Mahler, der von 1897 bis 1907 ein heftig angefeindeter, visionärer, reformfreudiger Direktor der Staatsoper war: „Mahlers Kunst- und Gestaltungswille waren unbedingt. Routine und Selbstzufriedenheit waren ihm zutiefst verhasst“, erklärte Roščić. Der Repertoirebetrieb ist dem designierten Direktor wichtig: „Die Repertoirebreite der Staatsoper steht vollkommen außer Debatte.“ Er sei aber offen für Kooperationen oder den Einkauf von Aufführungen.

Kulturplattformen für Weltbürger

Zur medialen Verwertung der Opernproduktionen sagte Roščić, die Liveübertragung im Hauptabendprogramm, wie sie früher öfter stattgefunden hätte, gehöre der Vergangenheit an. Es sollen große weltweit agierende „Aggregatoren“ geschaffen werden, die „alle kulturinteressierten Weltbürger, unabhängig von ihrem Pass, dort abholen, wo sie sind, und ihnen bieten, was sie wollen und brauchen.“ Die Oper müsste auf die starke Konkurrenz durch andere Angebote, Kino, Netflix oder Musical aktiv reagieren. (bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2016)

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