Der künftige US-Präsident habe nie die Absetzung des russischen Verbündeten Assad verlangt, so das Außenministerium. Das Regime hat Aleppo völlig unter Kontrolle.
Zwar haben Russland und die neue US-Administration noch keinen offiziellen Kontakt zur Syrien-Frage. Doch für Moskau steht schon jetzt fest: Donald Trump werde ein besserer Partner als der scheidende US-Präsident Barack Obama für künftige Gespräche über eine Friedenslösung in Syrien sein.
Trump habe nie eine Absetzung des syrischen Machthabers Bashar al-Assad gefordert, meinte Russlands Vize-Außenminister Gennadi Gatilow am Freitag. Das bedeute, dass er mehr Verhandlungsspielraum habe. Moskau unterstützt das syrische Regime offiziell im Kampf gegen radikale Islamisten. Die russische Luftwaffe ist eine schlagkräftige Feuerunterstützung für Syriens Regierung. So waren es auch russische Bombardements, die den Aufständischen im Ostteil Aleppos schwer zugesetzt haben – mit verheerenden Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung.
Nach jahrelangen Kämpfen um die Stadt im Norden Syriens hat die syrische Armee Aleppo nach eigenen Angaben wieder vollständig unter ihrer Kontrolle. Das Militär erklärte am Donnerstag, die letzte Gruppe von Rebellen habe Aleppo verlassen. Die Armee habe dafür gesorgt, dass dort wieder Sicherheit herrsche. Auch das Staatsfernsehen berichtete, einige Aufständische und ihre Familien seien inzwischen aus einer letzten kleinen Rebellenenklave gebracht worden. Noch am Nachmittag hatten Aufständische erklärt, die Evakuierung komme nur schleppend voran. In den vergangenen Wochen waren bei Schnee und Kälte bereits mehr als 30.000 Menschen aus der Stadt gebracht worden.
Russische Friedensgespräche in Kasachstan
Syriens Präsident Baschar al-Assad bezeichnete die Einnahme Aleppos als Sieg, den sich Syrien mit seinen Verbündeten Russland und Iran teile. Der Osten der Stadt war jahrelang in der Hand der Rebellen und heftig umkämpft gewesen. Die Vereinten Nationen (UN) forderten, dass eine weitere Schlacht solchen Ausmaßes unbedingt verhindert werden müsse.
Die geplanten Syrien-Friedensgespräche zwischen Russland, der Türkei und Iran werden nach russischen Angaben voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres in Kasachstan beginnen. Vize-Außenminister Gennadi Gatilow sagte am Freitag laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax, er rechne damit, dass die Verhandlungen Mitte Januar stattfinden. Sie würden sich darauf konzentrieren, wie ein landesweiter Waffenstillstand in Syrien erreicht werden könne.
Die USA erklärten, dass sie dieser Verhandlungsrunde nicht angehören, sei weder eine Brüskierung noch spiegele es einen sinkenden Einfluss des Landes in der Region wider. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, plant ebenfalls Friedensgespräche, und zwar ab dem 8. Februar in Genf. Russland erklärte dazu, die Verhandlungen in Kasachstan sollten keine anderen Gespräche ersetzen, sondern seien als zusätzliches Gremium gedacht.
88 Zivilisten durch türkische Luftangriffe getötet
Im Norden Syriens gehen die Kämpfe weiter: Bei Angriffen der türkischen Luftwaffe auf die Stadt Al-Babr sind nach neuen Angaben von Aktivisten binnen 24 Stunden fast 90 Zivilisten getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mitteilte, wurde die Bastion der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) am Donnerstag von einer Reihe von Luftangriffen getroffen.
Dabei wurden 72 Menschen getötet, unter ihnen 21 Kinder. Am Freitag gingen die Angriffe demnach weiter, dabei starben 16 Zivilisten. Der Leiter der Organisation, Rami Abdel Rahman, sprach von den folgenschwersten Angriffen durch die Türkei, seit Ankara im August eine eigene Offensive in Syrien gestartet hatte.
Die Türkei führt seit Ende August zusammen mit syrischen Rebellen eine Offensive gegen den IS in Nordsyrien. Die von Ankara unterstützten Kämpfer eroberten seitdem Jarablus, Al-Rai und Dabik vom IS zurück. Al-Bab liegt etwa 25 Kilometer von der türkisch-syrischen Grenze entfernt.
(APA/Reuters)