Was der Sekt vom österreichischen Wein noch lernen kann

Champagnerglaeser / Champagne glasses
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Das Bewusstsein für österreichischen Sekt steigt. Mittlerweile gibt es auch eine geschützte Ursprungsbezeichnung. In Sachen Image hat aber der Wein dem Sekt einiges voraus.

Die Österreicher trinken gemeinhin dann Sekt, wenn es besondere Anlässe zu feiern gibt. Viel mehr Sekt aber trinken sie, wenn er ein bisschen günstiger ist. Das macht ein Blick auf den Sektkonsum in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich. „Die Entwicklung des Sektmarktes ist stark beeinflusst durch Besteuerungen“, sagt Benedikt Zacherl, Geschäftsführer des Österreichischen Sektkomitees und Marketing Manager bei Schlumberger. So ist etwa der Sektkonsum von 2007 bis 2013 um 35 Prozent gestiegen. Dann kam die Sektsteuer und mit ihr ging der Konsum von 2013 bis 2015 um 21 Prozent zurück. Aktuell liegt er bei rd. 25 Millionen Flaschen Sekt pro Jahr.

Ähnlich war es in den Jahrzehnten zuvor. Bis 1999 stieg die Zahl der Flaschen Sekt, die jährlich konsumiert wurden. Bis wieder eine Schaumweinsteuer kam und die Österreicher lieber zu (davon befreitem) Perlwein beziehungsweise Frizzante griffen.

Eine große Freude hat Zacherl mit der Schaumweinsteuer naturgemäß nicht. Dennoch fällt ihm auf, dass das Bewusstsein für Österreichischen Sekt in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Das liegt einerseits an dem gestiegenen Interesse für heimische Produkte, andererseits an der Vielzahl der Produzenten und der Qualität, die geliefert wird. Aus irgendwelchen übriggebliebenen Trauben Sekt zu machen, war vielleicht noch vor 30 Jahren möglich. „Heute ginge das einfach nicht mehr“, so Zacherl. Auch das Sektkomitee, das 2009 ebenso wie der Tag des österreichischen Sekts ins Leben gerufen wurde, hat dazu beigetragen, dass das Interesse an heimischem Schaumwein steigt. Wobei es für Zacherl durchaus noch Potenzial nach oben gibt. „Beim Wein wurde in den vergangenen 25 Jahren sehr erfolgreich intensiv am Image gearbeitet. Der Sekt hat da relativ spät das Heft in die Hand genommen, um einen ähnlichen Weg zu beschreiten.“ Er sieht vor allem in der Gastronomie viel Potenzial. Dort kommen rund 80 Prozent der angebotenen Weine aus Österreich, bei Sekt liegt der Anteil aber nur bei 30 Prozent. Das Sektkomitee würde sich zumindest 50 Prozent wünschen.

Geschützter Ursprung

Immerhin wurde nun im Dezember endlich die schon gut ein Jahr vorliegende Sektverordnung beschlossen. Sie beinhaltet eine geschützte Ursprungsbezeichnung und eine Kategorisierung von heimischem Sekt in die Stufen Klassik, Reserve und Große Reserve.

130 bis 140 heimische Betriebe zählt das Sektkomitee derzeit. Dazu kommen noch an die 3000 meist sehr kleinen Grundweinwinzer, die den großen Herstellern zuliefern. Aufgrund der anderen Voraussetzungen – etwa die frühere Ernte, andere Sorten – haben sich viele davon komplett auf die Herstellung von Sekt-Grundwein spezialisiert. Zu klassischen Sektsorten zählen Welschriesling, Weißburgunder, Chardonnay, Grüner Veltliner, Pinot noir, teilweise auch Zweigelt und St. Laurent.

Wobei es auch hier Veränderungen gibt. So sind derzeit sortenreine Sekte oder aber Rośe-Sekt sehr gefragt. Zacherl schätzt, dass es sich bei rund 40 bis 45 Prozent des hierzulande konsumierten Sektes um klassischen Cuvée handelt. 30 bis 40 Prozent machen sortenreine Sekte aus, bei rund je zehn Prozent handelt es sich um aromatische Rebsorten (Sauvignon Blanc, Schilcher, Traminer oder Gelber Muskateller) und Rosé-Sekt.

Lexikon

Perlwein (italienisch: Frizzante) ist mit Kohlensäure versetzter Wein, der bei 20 Grad einen Überdruck von 1,0 bis 2,5 Bar aufweist.
Schaumwein ist der Überbegriff für Weine, die Kohlensäure beinhalten und mindestens drei Bar Druck aufweisen. Man unterscheidet zwischen gewöhnlichem Schaumwein und Qualitätsschaumwein (mindestens 3,5 Bar Druck), zu dem Sekt gehört.
Champagner
darf nur jener Schaumwein heißen, der in der französischen Champagne angebaut und gekeltert wird.
Prosecco
ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung für Perl- oder Schaumwein aus den Provinzen Venetien und Friaul-Julisch Venetien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2016)

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