Neuer Eigentümer Buwog zieht in den Glaspalast

Wann genau der Glaspalast in der Rathausstraße 1 abgerissen werden soll, ist noch offen. Fix ist mittlerweile, dass die Buwog neue Projekteigentümerin ist und dort ihr Kunden- und Verwaltungszentrum unterbringen wird.
Wann genau der Glaspalast in der Rathausstraße 1 abgerissen werden soll, ist noch offen. Fix ist mittlerweile, dass die Buwog neue Projekteigentümerin ist und dort ihr Kunden- und Verwaltungszentrum unterbringen wird.(c) Clemens Fabry
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Die Buwog errichtet in der Rathausstraße 1 ein Kunden- und Verwaltungszentrum.

Wien. Verzögerungen bei großen Bauprojekten an prominenter Adresse sind nichts Ungewöhnliches. Beim ehemaligen Rechenzentrum in der Rathausstraße 1 – das auch unter dem Namen Glaspalast bekannt ist – hat es aber besonders lang gedauert. Bereits im Herbst 2014 hätte der Bau des kürzlich verstorbenen Architekten Harry Glück abgerissen werden sollen. Nach jahrelangen Diskussionen über Neubau oder Sanierung, Einhaltung der Sichtachse zum Stephansdom und Nutzung des Gebäudes, steht jetzt zumindest der Käufer des Projektes fest, genau genommen des Baurechts. Die Buwog Group konnte sich in dem zweistufigen, internationalen Bieterverfahren durchsetzen und somit sämtliche Gesellschaftsanteile an der Projektgesellschaft Rathausstraße 1 Entwicklung GmbH erwerben. Eigentümer der Liegenschaft bleibt weiterhin die Stadt Wien. Der Vertrag wurde am Mittwochnachmittag unterschrieben.

Hinsichtlich Zeitplans, Gestaltung des Gebäudes und Verkaufspreises hält man sich bei der Buwog bedeckt. „Natürlich haben wir vor, mit dem Abbruch so bald wie möglich zu beginnen“, sagt Buwog-Sprecher Thomas Brey zur „Presse“. Wann genau das sein wird, könne man aber derzeit noch nicht sagen. Immerhin habe man eben erst den Zuschlag für das Projekt erhalten. Offen ist auch noch, inwiefern man die ursprünglichen Architekturpläne für das achtstöckige Gebäude mit einer Bruttogeschoßfläche von 12.000 Quadratmetern (und einer Tiefgarage mit 150 Stellplätzen) übernehmen wird. Die Neubauplanung der Alteigentümerin stehe derzeit zur Disposition. Wobei, wie Brey betont, „diese Größenordnung für die Buwog und die Kaufentscheidung maßgeblich entscheidend war“. Zum Kaufpreis will man sich nicht äußern.

Fix ist, dass die Buwog in dem Gebäude an der Grenze zur Josefstadt sein neues Kunden- und Verwaltungszentrum unterbringen wird. Die derzeitige Buwog-Zentrale am Hietzinger Kai platze aus allen Nähten, weshalb schon Büros angemietet werden müssen. Derzeit beschäftigt die Buwog rund 250 Mitarbeiter. Brey geht aber davon aus, dass es zum Zeitpunkt des Umzugs mehr sein werden, da die Buwog derzeit stark wachse. „Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass das komplette Gebäude ausschließlich von der Buwog genutzt wird“, so Brey. Wie genau der Rest des Gebäudes genutzt werden wird, müsse man sich nun in Ruhe anschauen, ebenso wie die Gestaltung.

Innenstadt wünscht sich Wohnungen

Markus Figl (ÖVP), Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, hätte allerdings schon genaue Vorstellungen für das Projekt: Er fordert Wohnungen für das Nachfolgeprojekt des Glaspalastes. Es gebe einen aufrechten Beschluss der Bezirksvertretung vom 24. Februar 2016 zur Schaffung von Wohnraum im Objekt Rathausstraße 1, betont Figl. Er will die Verantwortlichen in den Bauausschuss des Bezirks einladen. Dort sollen die Projektbetreiber ihre Vorhaben präsentieren, so der Bezirksvorsteher in einer schriftlichen Stellungnahme.

Der Bezirksvorsteherin des angrenzenden achten Bezirks, Veronika Mickel (ÖVP), wäre allerdings Raum für Bildung und Kultur lieber, wie sie gegenüber der „Presse“ betont. Wobei das eher möglich gewesen wäre, wenn das Projekt im Eigentum der Stadt Wien geblieben wäre. „Das Projekt ist bislang sehr unglücklich gelaufen, es wurde viel Steuergeld verschwendet. Aber die Karten sind jetzt neu gemischt“, sagt Mickel, die sich Anfang nächsten Jahres mit den neuen Eigentümern zusammensetzen möchte, um über das Projekt zu reden. Ihr ist vor allem wichtig, dass die Sichtachse zum Stephansdom erhalten bleibt (so wie das auch die ursprünglichen Architekturpläne vorsahen).

Der Glaspalast wurde 1980 eröffnet. Damals war in dem Bau das städtische Rechenzentrum untergebracht, das 2012 auszog. Seitdem wird über eine neue Nutzung des Gebäudes diskutiert. Die Wiener Stadtentwicklung GmbH (WSE), eine Tochtergesellschaft der Wien Holding, wollte das Projekt zunächst selbst umsetzen und machte sich auf Mietersuche. „Wir haben uns parallel dazu entschieden, ein Bieterverfahren zu starten, weil viele Interessenten gesagt haben, sie würden das gern selbst umsetzen“, sagt WSE-Sprecher Mario Scalet. Jetzt wurde zumindest ein neuer Eigentümer für das Projekt ausgemacht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2016)

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