Steirischer Alt-Landeshauptmann Josef Krainer gestorben

Josef Krainer
Josef Krainer(c) APA (GEPA pictures / Gerencser Ingrid)
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Krainer war von 1980 bis 1996 "Landesfürst". Am Freitag starb er im Alter von 86 Jahren.

Der steirische Alt-Landeshauptmann Josef Krainer jun. ist am Freitag im Alter von 86 Jahren verstorben. Krainer - Sohn des gleichnamigen Vaters, der von 1948 bis 1971 genau 23 Jahre an der Landesspitze gestanden war - gilt als einer der letzten aus der Reihe der sogenannten "Landesfürsten" wie Eduard Wallnöfer, Wilfried Haslauer sen. oder Theodor Kery.

"Er hat für die Steiermark ein großes Lebenswerk vollbracht, für das wir ihm immer dankbar sein werden. Unser Land verliert einen großen Sohn der Heimat und ich einen väterlichen Freund, der mich bis zuletzt mit seinem Rat unterstützt hat. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden seiner großen Familie, auf die er stolz war und die ihm in seinem schweren Leiden ganz besonderen Halt gegeben hat", so Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) in einer ersten Stellungnahme.

Josef Krainer wurde am 26. August 1930 als ältestes von fünf Kindern in Graz geboren. Es folgten Schul- und Studienjahre in Graz, den USA und Italien, wo an der University of Georgia und am Bologna Center der Johns-Hopkins-Universität studierte. Über die Katholische Aktion und den Bauernbund war der Weg in die ÖVP vorgezeichnet. Die Bundespartei wurde in den 1960er-Jahren auf Krainer jun. aufmerksam: So bot 1969 Kanzler Josef Klaus Krainer das Unterrichtsressort an, was er ebenso ablehnte wie die Funktion des ÖVP-Bundesparteiobmannes 1970. Im selben Jahr wurde Josef Krainer Nationalratsabgeordneter. Nach dem Herztod seines Vaters 1971 kam "der junge Krainer" unter dem neuen LH Friedrich Niederl als Landesrat in die Steiermark zurück.

Setzte sich für Modernisierung auf allen Linien ein

Am 4. Juli 1980 wurde Josef Krainer schließlich selbst Landeschef: Er setzte sich für die Modernisierung der Steiermark auf allen Linien ein, u.a. über die Denkwerkstätte "Modell Steiermark" und die Gründung der ARGE "Alpen-Adria". Damit wollte der außenpolitisch bewusste Krainer - ein vehementer Befürworter von Österreichs EU-Beitritt - den "Eisernen Vorhang" mit Hilfe der Regionsidee sprengen. Der Schauspieler und spätere kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger zählte zu seinen persönlichen Freunden.

Die erfolgreichen Jahre - nach den Landtagswahlen 1981, 1986 und 1991 - hatten auch Schattenseiten für den privat an moderner Kunst und Architektur interessierten Landeshauptmann: Die Verstaatlichten-Krise belastete Mitte der 1980er-Jahre das Land, dazu kamen heftige Auseinandersetzungen mit der Bundesregierung: So war das "Anti-Draken-Volksbegehren" gegen den damaligen Verteidigungsminister Robert Lichal (ÖVP) gerichtet, sogar eine Abspaltung der steirischen VP wurde ventiliert.

Am 17. Dezember 1995 - Landtags- und Nationalratswahlen waren gegen Krainers Rat zusammengelegt worden - musste die ÖVP eine schwere Niederlage und einen Sturz von 44,2 auf 36,2 Prozent verkraften, der Abstand zur SPÖ schrumpfte auf wenige hundert Stimmen. Krainer trat noch am Wahlabend zurück, Wirtschaftslandesrätin Waltraud Klasnic rückte nach. Das seit seinem Rücktritt selbst auferlegte Kommentierungsverbot hielt "der Joschi" bis zu seinem Tod fast lückenlos ein.

"ÖVP trauert um großen Österreicher"

Tief betroffen von Krainers Tod zeigte sich am Freitag die Spitze der Bundesregierung. "Die ÖVP trauert um einen großen Österreicher und Steirer", erklärte ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner. "Seine Arbeit und sein Wirken galten stets dem Wohl der Bürgerinnen und Bürger der Steiermark", würdigte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) den Politiker.

"Ich habe großen Respekt vor den Leistungen, die Josef Krainer in seiner langen politischen Tätigkeit erbracht hat", betonte Kern in einer Aussendung. Die Tatsache, dass die Steiermark heute ein ausgezeichneter Forschungs- und Industriestandort sei, sei auch auf die Weichenstellungen unter Krainer zurückzuführen, erklärte der Kanzler, der auch Familie und Freunden sein Mitgefühl aussprach.

Krainer habe sich "Zeit seines Lebens mit viel Herzblut und ganzer Kraft für eine erfolgreiche Zukunft seines Landes eingesetzt", erklärte Mitterlehner. Er sei "ein vorbildhafter Gestalter" gewesen und habe sich "vor allem durch seine Volksverbundenheit und die Liebe zur Steiermark ausgezeichnet". Der Tod des Alt-Landeshauptmannes "ist für uns ein großer Verlust", sprach Mitterlehner im Namen der gesamten Volkspartei seine Anteilnahme aus.

(APA)

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