Die scheidende Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco ist "entsetzt darüber", wie mit ihr umgegangen wurde. Und vermisst eine Prämienzahlung. Das Kulturministerium weist die Vorwürfe zurück.
Die scheidende Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco ist "entsetzt darüber, wie mit mir umgegangen wurde". Sie wolle zwar nicht als Beleidigte dastehen, doch finde sie es "schon sehr eigenartig, dass dem Minister der Mut fehlte, mich zu verabschieden", sagte Husslein in der Freitag-Ausgabe des "Kurier". Das "zeugt nicht von Größe", fügte sie hinzu. Der Hintergrund: Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hatte ihren Vertrag wegen Compliance-Verstößen nicht verlängert.
Außerdem werde ihr die Prämienzahlung für das Jahr 2015 vorenthalten. "Der Jahresabschluss ist längst abgesegnet worden, ich habe alle Kriterien übererfüllt. Die Prämie macht immerhin ein Drittel meines Gehalts aus", wird Husslein in dem Bericht zitiert.
Darauf angesprochen, dass sie widerrechtlich Reiserechnungen gelegt haben soll, wodurch hochgerechnet auf drei Jahre ein Schaden von 13.000 Euro entstanden sein soll, konterte Husslein: "Ich habe bewusst, um Kosten zu sparen, auf ein Dienstauto verzichtet." Zudem habe sie in den Sommermonaten stets von Kärnten aus gearbeitet, daher sei es "nicht unlogisch, Fahrtkosten von einem Dienstort zum anderen abzurechnen".
"Ich war keine fürchterliche Chefin"
Vorwürfe einer verfehlten Mitarbeiterführung wies Husslein unterdessen in einem Interview mit dem "Standard", ebenfalls von Freitag, zurück: "Ich war keine fürchterliche Chefin, sondern meinen Mitarbeitern gegenüber immer großzügig! Es waren einige wenige, vielleicht vier, fünf, die sich beklagt haben, das war halt für Journalisten eine gute Geschichte."
Zurückhaltend äußerte sich Husslein über eine künftige Leitungsfunktion im Belvedere-Standort im Winterpalais von Prinz Eugen, der an das Finanzministerium zurückfällt. Mit ihr habe niemand darüber gesprochen, hieß es in beiden Interviews. Mit ihrer Zukunft beschäftige sie sich erst später. Dafür habe sie derzeit keinen Kopf, allerdings gebe es mehrere Angebote. "In eine politische Abhängigkeit möchte ich jedoch nicht mehr geraten", fügte sie im "Kurier" an.
Ministerium weist Husslein-Vorwürfe zurück
Im Kulturministerium wies man die Vorhaltungen von Husslein am Freitag umgehend zurück. Zum Thema Größe sei festzuhalten, dass weder Minister Drozda noch sie als Belvedere-Kuratoriumsvorsitzende zur Belvedere-Weihnachts- oder der Fünfjahresfeier des 21er Hauses eingeladen worden seien, unterstrich Sektionschefin Andrea Ecker. Auch Hussleins Vorwurf, dass ihr die Prämienzahlung für das Jahr 2015 vorenthalten werde, sei so nicht unkommentiert zu lassen. Derzeit würde von Juristen geprüft, ob bei Compliance-Verstößen eine Auszahlung rechtlich möglich sei, so Ecker. Eine Entscheidung erwarte sie hier Anfang kommenden Jahres.
Und schon gar nicht stehen lassen wollte Ecker Hussleins Aussage: "Ich habe bewusst, um Kosten zu sparen, auf ein Dienstauto verzichtet." So sei erst im Frühjahr ein Audi A6 als Dienstwagen für die Museumschefin geordert worden.
(APA/Red.)