David Alaba: Ein Juwel und ein Schlawiner

Andreas Herzog und David Alaba
Andreas Herzog und David Alaba(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Mario Kneisl)
  • Drucken

Österreichs U21-Teamchef Andreas Herzog prophezeit dem 17-jährigen David Alaba eine große Karriere.

Andreas Herzog, Österreichs Rekordnationalspieler und Teamchef der Unter-21-Auswahl, hat es gar nicht so leicht. Nicht weil er sich seine ersten Sporen als Cheftrainer verdient, sondern weil er immer wieder Ausfälle zu beklagen hat. Bejammern tut er das freilich nicht, denn in Wahrheit haben diese Absagen einen erfreulichen Hintergrund. Viele der möglichen Nachwuchsteamspieler tummeln sich längst in auserlesenen Reservaten, sie trainieren unter Didi Constantini im A-Team.

Nicht selten muss Andreas Herzog deshalb auf eine gesamte Mittelfeldformation verzichten, immerhin wären die Teamspieler Pehlivan, Jantscher, Baumgartlinger, Kavlak und Drazan auch im Unter-21-Team spielberechtigt. Böse darüber ist der ehemalige Deutschland-Legionär Herzog nicht. „Das A-Team hat Priorität, das muss auch so sein.“ Und bei der Gelegenheit merkt er an, dass selbst bei ihm so mancher dieser Hoffnungsträger nur auf der Ersatzbank sitzen könnte.

Der Nachwuchsteamchef tröstet sich vor dem Duell mit Aserbaidschan in Baku mit anderen Dingen. Etwa damit, dass er „das größte heimische Talent“ unter seinen Fittichen hat. Die Rede ist von David Alaba, dem 17-jährigen Jungstar, dem eine große Fußballzukunft prophezeit wird. „Der Bursche“, meint Andreas Herzog, „ist schon sehr weit.“ Auch abseits des Rasens. „Ein wunderbarer Linksfuß mit tollen Bewegungen. Und mit 17 schon sehr reif.“

Alaba sei ein Rohdiamant, „ein Juwel, ein Segen für den österreichischen Fußball“, schwärmt Herzog. Aber der Wahlmünchener müsse lernen, mit diesem Druck umzugehen. „Ein Talent seiner Klasse muss Spielen seinen Stempel aufdrücken – er muss Spiele auch im Alleingang entscheiden können“, weiß Herzog. Und er attestiert Alaba all diese Fähigkeiten, „aber er muss mehr Verantwortung übernehmen“. Der Rest sei bereits vorhanden. Alaba bringe alles mit, was ein moderner Spieler benötige, meint Herzog.

David Alaba ist in Wien geboren, die Mutter kommt von den Philippinen, der Vater ist Nigerianer. Er hat das Talent des Sohnes früh erkannt; zur Fußballwiege sollte Aspern werden, in weiterer Folge wurde er in der Polgarschule und in der Wittelsbachstraße gefördert. Von den Austria-Kooperationsschulen ging es direkt bei den Veilchen weiter, die ihn in die Frank-Stronach-Akademie nach Hollabrunn steckten. „Nach dem Tag der offenen Tür dort war klar: ich will unbedingt dorthin, ich will Profi werden“, erinnert sich der Teenager.

Schnell war allen klar, dass dieser Junge seinen Kameraden um einige Jahre voraus war. Mit 14 spielte der Mittelfeldspieler in der U17-Auswahl. Dann schaffte er es ins Jugendnationalteam des ÖFB. Im Herbst 2007 lief der damals 15-Jährige schließlich in der U19 auf. Und im April 2008 saß der Senkrechtstarter erstmals auf der Ersatzbank der Austria-Kampfmannschaft. Trainer der Austria war damals ein gewisser Didi Constantini. Eine Woche später spielte Alaba für die Amateure in der zweiten Liga durch.

Im Sommer 2008 wechselte Alaba in die Nachwuchsabteilung von Bayern München. Dort war er zunächst für die U17 in der B-Junioren-Bundesliga vorgesehen, spielte jedoch regelmäßig für die U19 in der A-Junioren-Bundesliga, wo er bei seinem zweiten Einsatz bereits die vollen 90 Minuten absolviere.

Ein Jahr später gelang dem jungen Österreicher der nächste Etappensieg. Mehmet Scholl, der ehemalige Bayern-Star, holte ihn in die Drittligamannschaft. Nach einer leichten Verletzung wurde er rasch Stammspieler, nur die Bayern Amateure sind nicht gerade von Erfolg verwöhnt. Allerdings darf das „Juwel“ vereinzelt bei den Stars von Cheftrainer Louis van Gaal mittrainieren. Im Sommer gab's zur Krönung sogar einige Auftritte in Testspielen gegen unterklassige Gegner. Auch beim ÖFB-U21-Teamchef hat Alaba sofort eingeschlagen, das 1:0 gegen Schottland hat der Bayern-Youngster vorbereitet. Herzog: „Ein Schlawiner!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.